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Fix und fertig

Von Bernd Vasari

Politik

Der letzte Stein wird Freitag auf die verkehrsberuhigte Mariahilfer Straße gelegt.


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Wien. Wenn am Freitag auf der Mariahilfer Straße der letzte Stein verlegt wird, dann endet damit einer der am heißesten umkämpften Straßenumbauten in der österreichischen Verkehrsgeschichte. Selten zuvor war die Neugestaltung einer Straße so ideologisch aufgeladen wie bei dieser Shoppingmeile.

Wirtschaftsfeindlich sei die Verkehrsberuhigung, sagten ÖVP, FPÖ und Wirtschaftskammer, mit mehr Lebensqualität konterten die Grünen. Die SPÖ wollte zwar auch eine Verkehrsberuhigung. Die an beiden Enden geplante Begegnungszone sei aber - frei nach Bürgermeister Michael Häupl - den Wienern nicht zumutbar.

Am Ende mussten die Anrainer an den Urnen für geordnete Verhältnisse sorgen. Die Entscheidungsträger in der Stadtpolitik waren dazu nicht mehr in der Lage. Eine knappe Mehrheit (53,2 Prozent) votierte für den Vorschlag der Grünen, also für den Umbau in eine Fußgänger- und Begegnungszone.

Nach knapp einem Jahr Bauzeit wird das 25-Millionen-Euro-Projekt nun eröffnet. Die Opposition hat ihre Meinung seither kaum geändert, die SPÖ hingegen wagt eine 180-Grad-Drehung.

ÖVP: "Autofahrer-Schikane auf die Spitze getrieben"

"Beim Thema Mariahilfer Straße geht es nicht mehr darum, ob die Fußgängerzone nun schön oder weniger schön gestaltet ist oder ob eine Flaniermeile zum Verweilen einlädt", sagt ÖVP-Parteichef Manfred Juraczka. "Die Flaniermeile wird missbraucht, um absichtlich und mutwillig die Autofahrer-Schikane auf die Spitze zu treiben." Die Wiener Wirtschaftskammer begrüßt hingegen die neue Beleuchtung, das Aufstellen von mehr Parkbänken und die erfolgte Baumpflanzung. Allerdings gebe es seit dem Umbau viele Verlierer und weniger Passanten. Das gehe aus Schätzungen und Gesprächen der Kammer mit den ansässigen Unternehmern hervor, heißt es. Konkrete Zahlen und Untersuchungen gebe es dazu aber keine.

"Noch negativer als vorher" beurteilt Anton Mahdalik, Verkehrssprecher der Wiener FPÖ, die Mariahilfer Straße nach dem Umbau. Durch die zusätzlichen Sitzgelegenheiten würden noch mehr Punks herumhängen. "Und die Bettler gehen den Leuten am Hammer", sagt Mahdalik. "Das ist keine Attraktivierung." Außerdem kritisiert er die erhöhte Verkehrsbelastung, die der dadurch entstandene "Einbahnzirkus" zur Folge habe. Dies hätten Beobachtungen seitens der FPÖ ergeben, erklärt der Verkehrssprecher.

SPÖ: "Wir haben uns immer für das Projekt ausgesprochen"

Nachdem sich die SPÖ im Vorfeld des Umbaus klar gegen die Begegnungszone positioniert hat - O-Ton Häupl: "Entbehrlich. Wir wollen eine echte Fußgängerzone ohne Radfahrer" - spricht man nun von einem gemeinsamen rot-grünen Projekt. "Eine tolle Sache", "eine klasse Gschicht" sei die Shoppingmeile geworden, heißt es aus Häupls Büro. Und: "Wir haben uns immer für das Projekt ausgesprochen."

Angesprochen auf die 180-Grad-Drehung der SPÖ, heißt es von den Grünen: "Es freut uns sehr, dass wir auch Kritiker und Zauderer vom Projekt überzeugen konnten. Das war nicht immer einfach, aber es hat sich gelohnt", sagt eine Sprecherin des grünen Rathausklubs. Im Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou ist man erleichtert, dass der Umbau nun fertig ist. Eine Bilanz vor dem Ende der Baumaßnahmen zu ziehen, sei aber unseriös. An die Adresse der Wirtschaftskammer lässt ein Sprecher ausrichten: "Wer schlecht über eine Straße redet, der schadet den dortigen Wirtschaftstreibenden."

Das Konzept der Begegnungszone wollen die Grünen nun auch auf andere Bezirke ausweiten. Zuletzt präsentierte Verkehrssprecher Rüdiger Maresch eine Studie über eine mögliche Verkehrsberuhigung auf der Landstraßer Hauptstraße. Die Lehren aus dem Projekt Mariahilfer Straße habe man jedenfalls gezogen. Bei zukünftigen Projekten soll ein Teil der Begegnungszone bereits vor dem Umbau sichtbar sein.

Dossier Mariahilfer Straße