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Nach siebenjährigen Verhandlungen verkauft die Stadt Wien das Haus des Meeres an die Betreiber.
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Wien. "Die Stadt Wien hat den Flakturm meines Wissens damals geschenkt bekommen. Jetzt kriegen sie einen Euro dafür, also so schlecht ist das Geschäft nicht", scherzt Franz Six, Stiftungsvorstand des Vereins "Haus des Meeres". Der Flakturm im Esterhazypark wechselt um diesen symbolischen Betrag den Besitzer. Damit wird die gemeinnützig tätige "Haus des Meeres"-Gruppe nach einem 58-jährigen Dasein als Mieter nun Eigentümer des Mariahilfer Betonriesen.
20 Millionen Euro gezahlt
Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) betont die Ersparnis für den Steuerzahler, die in Zukunft nicht mehr für die Instandhaltung des Flakturms aufkommen müssen. Den Löwenanteil hat jedoch immer der "Verein Haus des Meeres" getragen, der mittlerweile mehr als 20 Millionen Euro an Eigenmitteln in das Gebäude gesteckt hat, sagt Six. Und es sind weitere Sanierungen und Ausbauarbeiten in Planung. Neben einer Überplattung der Betonfassade des Flakturms um 400.000 Euro sollen Außenlifte an den Außenwänden gebaut werden. Das knapp vier Millionen Euro teure Vorhaben soll neben einer Entlastung des Innenlifts auch Besuchern ohne Zooticket den Zugang zum Dach-Café ermöglichen. Der Kauf des Flakturms erleichtert dem "Verein Haus des Meeres" die Bautätigkeit, da Kredite für Investitionen in Eigentum leichter zu bekommen sind.
Diesem laut dem Stiftungsvorstand "historischen Tag" gingen sieben Jahre harte Verhandlungen mit der Stadt Wien voran. Zu Verzögerungen führten nicht nur die Bedenken, öffentliches Eigentum zu veräußern. So gab es etwa Befürchtungen, dass nach dem Verkauf des Flakturms das Gebäude nicht seinem historischen Erbe entsprechend genutzt werden könnte, erklärt der grüne Plansprecher Christoph Chorherr. Als Absicherung wurde deshalb im Kaufvertrag der Stadt Wien ein Rückkaufsrecht am Flakturm zugesichert, sollte der Zoobetrieb im Haus des Meeres jemals - aus welchen Gründen auch immer - eingestellt werden.
Kunst gegen Aufzug
Ein weiterer Streitpunkt war das Kunstwerk "Smashed to pieces (In the still of the night)" des US-Amerikaners Lawrence Weiner. Der Flakturm wurde 1991 im Rahmen der Wiener Festwochen mit den riesigen Lettern verziert. Was ursprünglich als vorübergehende "Intervention" gedacht war, wurde zur dauerhaften Installation. Weiner hatte sich strikt gegen jegliche Art baulicher Beeinträchtigungen seines Werks ausgesprochen, da sein Kunstwerk sonst zerstört worden wäre. "Da von unserer Seite aber Panoramaaufzüge an der Flakturmfassade geplant sind, waren lange Verhandlungen notwendig, bis ein Kompromiss erzielt werden konnte", erklärt Six im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Für die Besucher des Esterhazyparks, der den Flakturm umgibt, ändert sich nichts - der Park soll weiterhin frei zugänglich sein. Auch die Kletterwand, die vom Österreichischen Alpenverein genutzt wird, bleibt bestehen, versichert Six. "Sobald die Eigentumsübertragung abgeschlossen ist, wird mit dem Alpenverein statt der bisherigen Bittleihe ein richtiger Mietvertrag aufgesetzt."
Stadtrat streicht Förderungen
Die besseren Finanzierungsmöglichkeiten durch den Flakturmkauf sind dringend nötig, denn das Haus des Meeres erhält sich mittlerweile komplett aus Eigenmitteln. "Das Haus des Meeres ist die einzige vergleichbare Kulturinstitution in Wien, die ohne Förderungen auskommen muss", betont Franz Six. Bis 2010 schoss die Stadt Wien dem Haus des Meeres etwa 1,4 Prozent des Jahresumsatzes an Geldmitteln zu. Vorstand Six erzählt, wie es zu dem Förderungsstopp kam. "Das war eine lustige Geschichte - also nicht für uns. 2009 haben wir eine Bürgerbefragung bezüglich eines Aufbaus auf dem Flakturm durchgeführt. Das hätte auch ein Eine-Million-Liter-Becken für große Haie und Rochen beinhaltet. Trotz Zweidrittelmehrheit wurde der Umbau nicht genehmigt."
Die einzige Möglichkeit, die dem Haus des Meeres blieb, war es, den desolaten oberen Bereich abzureißen und 750 Tonnen Stahlbeton abzutragen. So konnten die ursprünglich als Munitionslager benutzten Räumlichkeiten erschlossen werden. "Wir mussten zu sparen beginnen, da alle Investitionen zu einem Drittel aus Eigenmitteln finanziert werden müssen", fährt Six fort. "Das führte dazu, dass wir in der Jahresabschlussbilanz zum ersten Mal in unserer Geschichte keinen Verlust, sondern Eigenmittel aufwiesen. Daraufhin strich uns Stadtrat Oxonitsch (SPÖ) die Subventionen mit der Begründung, dass wir ohnehin über Kapital verfügen." Den 20 Millionen Euro Eigeninvestitionen des Haus des Meeres stehen 1,6 Millionen Euro an Subventionen gegenüber, die über einen Zeitraum von 44 Jahren getätigt wurden.