Zum Hauptinhalt springen

Flammendes Inferno

Von Thomas Seifert

Leitartikel

Donald Trump reiht sich weiter ins Lager jener ein, die den Klimawandel leugnen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 4 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Hollywood liebt Katastrophenfilme: Special Effects, heiße Action, packendes Drama. Doch die Traumfabrik in Los Angeles hat die Katastrophe nun direkt vor der Haustür: Waldbrände ließen vor den Toren der Stadt eine Fläche so groß wie Tirol in Flammen aufgehen.

L.A. ist ein symbolischer Ort für das Thema Klimawandel: Seit 1876 wird in Los Angeles County Öl gefördert, der Ölrausch hat zum Boom der Stadt einen wesentlichen Beitrag geleistet. Eine der meistverbreiteten Urban Legends der Stadt ist es, dass eine Verschwörung aus Öl-, Reifen- und Automobilkonzernen ab 1945 das weitverzweigte Straßenbahnnetz aufgekauft habe, um es innerhalb von zwei Jahrzehnten zu zerstören und abzubauen. Diese Story - die auch im Zeichentrick-Spielfilm-Hybrid "Falsches Spiel mit Roger Rabbit" aufgetischt wird - ist teils eine Verschwörungstheorie, enthält aber einen wahren Kern: L.A. ist eine Autostadt.

Für US-Präsident Donald Trump sind die Waldbrände kein Thema, bei dem es etwas zu gewinnen gibt. Denn Trump reiht sich weiterhin ins Lager der Klimawandel-Leugner ein, die Waldbrände sind für ihn ein Versagen des demokratisch regierten Bundesstaats Kalifornien und der demokratisch regierten Metropole Los Angeles. Es liege eben zu viel Unterholz herum, meint Trump. Zuletzt hat der Präsident davon gesprochen, dass es etwa in Österreich "Waldstädte" gebe, die direkt im Wald lägen und viel "explosivere" Bäume im Bestand hätten, wo es aber keine Probleme geben würde.

Tatsächlich wurde in Kalifornien zu wenig in die Feuerwehren investiert. Aber Trumps Aussage ist natürlich Unsinn. Nicht zuletzt liegt Los Angeles rund 1.700 Kilometer weiter südlich als Wien, zudem liegt die Hauptstadt Österreichs am zweitlängsten Fluss Europas und hat im Schnitt 93 Regentage im Jahr, während Los Angeles gerade einmal 35 Regentage zählt.

Joe Biden, der demokratische Herausforderer im US-Präsidentschaftswahlkampf, hat Trump unlängst als "Klima-Brandstifter" bezeichnet. Sollte Biden gewinnen, wird ein deutlicher Kurswechsel in der Klimapolitik erwartet. Die USA sind vom Klimawandel besonders bedroht: Neben den Waldbränden an der Westküste bedrohen zerstörerische Hurrikane Florida und die Bundesstaaten am Golf von Mexiko und an der Ostküste. Ein weiterer Grund, auf einen Wahlsieg von Biden zu hoffen: Denn das Ignorieren der Bedrohung einer globalen Klimakatastrophe ist noch gefährlicher als das Ignorieren der Covid-19-Pandemie. Und wie bei der Bekämpfung des Virus gilt: Es braucht eine gemeinsame globale Anstrengung - im Verein mit den USA.