Ursachen für Tourismus-Flaute: Schlechtwetter, Krise und Neue Grippe. | Nächtigungsplus nur im Burgenland. | Wien. Schlechtes Wetter, Wirtschaftskrise und Neue Grippe trüben die heimische Tourismus-Bilanz zur Halbzeit der Sommersaison: Von Mai bis Juli verzeichneten Österreichs Tourismusbetriebe 5,2 Prozent weniger Nächtigungen als im Vorjahreszeitraum - mit 29,3 Millionen liegen sie auf dem Niveau von 2003 und knapp unter 2007.
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"Wir haben mit einem Rückgang in diesem Ausmaß gerechnet", sagt Johann Schenner, Obmann der Wirtschaftskammer-Bundessparte Tourismus. Neben Schlechtwetter und Krise ist das Minus auch mit dem hohen Vergleichsniveau aus dem Rekordjahr 2008 zu erklären, sagt Tourismusexperte Peter Laimer von der Statistik Austria: "Die Latte aus der Vorjahressaison liegt sehr hoch."
Weniger deutsche Urlauber
Mit 9,72 Millionen Nächtigungen von österreichischen Urlaubern wurde Statistik Austria das zweithöchste Ergebnis nach 2008 erzielt. Während das Minus hier mit 0,5 Prozent gering ausfällt, bleiben ausländische Gäste jedoch aus: Der Rückgang von 7,3 Prozent bei Nächtigungen von Ausländern ist vor allem auf das Minus in den wichtigsten Herkunftsmärkten Deutschland und Niederlande zurückzuführen. "Die Deutschen spüren die Krise stärker als wir und machen daher weniger Urlaub in Österreich", sagt Ulrike Rauch-Keschmann, Sprecherin der Österreich Werbung. Für den deutlichen Rückgang von 16,6 Prozent bei Nächtigungen von niederländischen Gästen macht Rauch-Keschmann vor allem das schlechte Wetter verantwortlich: "Die Niederländer sind als Campingnation sehr wettersensibel."
Der starke Euro im Vergleich zum US-Dollar und zum britischen Pfund hat den US-Amerikanern und Briten die Lust auf einen Urlaub in Österreich verdorben: Sowohl bei Nächtigungen aus Großbritannien (minus 22,6 Prozent) und den USA (minus 7,8 Prozent) wurden überdurchschnittlich hohe Rückgänge gemeldet. Aus allen Herkunftsländern wurden weniger Nächtigungen verzeichnet - mit Ausnahme von Italien (plus 0,3 Prozent), Frankreich (plus 0,4 Prozent) und der Schweiz (plus 2,3 Prozent). "Die Ausländer machen heuer öfter Urlaub im eigenen Land", so Schenner (siehe Artikel unten).
Im europäischen Vergleich haben die heimischen Tourismusbetriebe laut Rauch-Keschmann gut abgeschnitten: "Der Tourismus in Österreich ist weniger stark als in den anderen Ländern geschrumpft. Wir erwarten, dass das so bleibt." Ein Vergleich sei jedoch schwierig, weil viele Länder ihre Nächtigungszahlen erst mit Verzögerung bekanntgeben. Während die letzten Nächtigungszahlen des italienischen Statistikamts von Ostern stammen, gibt es aktuelle Zahlen aus Kroatien: Bei sieben Prozent weniger Gästen sind die Nächtigungen in Kroatien laut dem kroatischen Statistikamt heuer im ersten Halbjahr um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 12,7 Millionen zurückgegangen.
Burgenland punktet mit Kultur
In allen Bundesländern außer dem Burgenland gingen die Nächtigungen von Mai bis Juli zurück. "Das Burgenland hat sich auf Urlauber aus Wien, Nieder- und Oberösterreich spezialisiert und profitiert vom stabilen Inlandstourismus", so Ulrike Tschach-Sauerzopf von Burgenland Tourismus. Zudem locke das Kulturangebot von den Seefestspielen Mörbisch bis zum Haydn-Jahr Gäste an. Außerdem habe das Burgenland mit seinen Thermen vom Schlechtwetter profitiert, so Schenner. Besonders hart getroffen hat es hingegen Kärnten (minus sieben Prozent Nächtigungen) und Salzburg (minus 6,4 Prozent). Wie in ganz Österreich sinkt auch in Tirol die durchschnittliche Urlaubsdauer: "Tirol bleibt attraktiv, die Gäste kommen, leisten sich aber weniger", so Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung. Ein Nächtigungsminus meldeten alle Beherbergungsarten, wobei Hotels weniger stark betroffen waren als Privatunterkünfte: Vier- und Fünf-Stern-Hotels verzeichneten nur 4,8 Prozent weniger Nächtigungen, während Privatquartiere 8,2 Prozent minus hinnehmen mussten. Am geringsten war der Rückgang bei gewerblichen Ferienwohnungen mit minus 2,1 Prozent. Entscheidend für die Sommerbilanz des heimischen Tourismus sei das Wetter, so Schenner: Bleibt das Wetter bis Oktober stabil, so rechnet er für die gesamte Saison mit fünf Prozent weniger Nächtigungen.