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Senkung der Einspeisetarife für Windkraft gibt der sonst sehr profitablen Branche leichten Dämpfer.
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Wien. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Menge an Ökostrom in Österreich verzwanzigfacht. Das ist gut für die Umwelt, weil mehr Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind, Sonne oder Biomasse gewonnen wird und der CO2-Verbauch sinkt. Im Jahr 2014 betrug der Ökostrom-Anteil am gesamten Stromverbrauch laut der heimischen Regulierungsbehörde E-Control 14,5 Prozent. 2015 lag er bei über 15 Prozent. Mit der Entscheidung des Wirtschaftsministeriums, die Einspeisetarife für geförderten Öko-Strom zu senken, muss die Branche heuer aber einen kleinen Rückschlag hinnehmen.
Laut E-Control fließt jährlich eine Milliarde Euro an Subventionen in den Ökostrom-Markt, die gänzlich vom Verbraucher bezahlt wird. Mit der Senkung der Tarife werden auch die Förderungen weniger. Für die Windkraft sieht die neue Verordnung eine Senkung von derzeit 9,27 Cent/kWh auf 9,04 Cent für 2016 und 8,95 Cent für 2017 vor.
"Es werden sicher einige Projekte eingestellt werden. Das ist ein deutliches Signal seitens der Politik, dass man nicht auf den Ausbau sauberer Energie setzt", sagt Martin Fliegenschnee, Sprecher der IG Windkraft, zur "Wiener Zeitung". Für die Windkraft sieht die neue Verordnung eine Senkung von derzeit 9,27 Cent/kWh auf 9,04 Cent für 2016 und 8,95 Cent für 2017 vor.
Windkraft-Lobby erzürnt
Vor allem die Windkraft hat in den vergangenen Jahren dank des Fördersystems zugelegt. Hierzulande regelt die Ökostromverordnung die Einspeisetarife und Förderungen. Derzeit stammen rund 5,5 Prozent der heimischen Stromerzeugung aus Windkraft, das ist gegenüber 2012 ein Plus von 24 Prozent. Etwa 1100 Windräder sind derzeit mit über 2100 Megawattstunden installierter Leistung in Betrieb. Das rasante Wachstum wird durch die niedrigeren Einspeisetarife gebremst, glaubt Fliegenschnee. Zudem stehe die Strategie nicht mit den Klimazielen in Einklang, ab 2030 Strom zur Gänze aus erneuerbaren Quellen zu produzieren.
"Ich verstehe den Sturmlauf nicht ganz", sagt Harald Brendel von der E-Control. Ein Gutachten seiner Behörde war die Basis für die Tarifsenkung. Trotz niedrigerer Tarife bleibe das Betreiben von Windrädern sehr lukrativ. Außerdem seien die Fördertöpfe ob des großen Andrangs leer. Einige Projekte müssten bis 2018 auf die Umsetzung warten.
Während die Betreiberstruktur bei Photovoltaik-Anlagen (PV) sehr kleinteilig ist - vor allem aufgrund der Anlagen von einzelnen Haushalten -, sind bei der Windkraft einige wenige Player aktiv. Und diese haben bisher an den auf 13 beziehungsweise 15 Jahren garantierten Einspeisetarifen gut verdient.
Lukrative Windkraft
Laut IG-Windkraft setzt die Branche in Österreich rund 400 Millionen um. Die E-Control geht von Renditen im zweistelligen Bereich aus. Etwa 90 Prozent der installierten Windkraftleistung entfallen in Österreich auf zehn Unternehmen, rechnet die Arbeiterkammer (AK) vor. 37 Prozent der installierten Windkraftanlagen entfallen auf Unternehmen, die mehrheitlich der öffentlichen Hand gehören, etwa der EVN, dem Verbund, Wien Energie oder Energie Burgenland. Ein Drittel sind große, private (Familien-)Betriebe, die einer kleinen Personengruppe gehören: die Püskpök-Gruppe, ImWind und die Ökoenergie-Gruppe. 17 Prozent entfallen auf Unternehmen mit einer sehr breiten Aktionärsbeteiligung, etwa die WEB Windenergie. Sieben Prozent entfallen auf Banken und Fonds, wobei hier vor allem Unternehmen der Raiffeisen-Gruppe engagiert sind, heißt es im AK-Bericht. Dass die Branche, die auf dem gemeinsamen EU-Strommarkt konkurriert, ganz ohne Förderungen auskommt, ist utopisch. So werden fossile und Atomenergie weiterhin staatlich unterstützt, was die Preise zusätzlich verzerrt. In Österreich sind zudem die Netzkosten, die Stromerzeuger seit 2009 zahlen müssen, überdurchschnittlich hoch. Im Vorjahr sind die ersten Windräder, deren Subventionsperiode nach 13 Jahren abgelaufen war, kurzzeitig vom Netz gegangen. Jetzt verkaufen sie ihren Strom nach Deutschland.