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Einmal in Ruhe hinsetzen und Radio hören · für viele der Inbegriff des Nichtstuns. Tatsächlich ist es eine äußerst anstrengende und fordernde Tätigkeit. Abgesehen davon, daß man es kaum mehr
gewohnt ist und sowieso nebenbei noch was anderes tut, wäre auch das Zu- bzw. Hinhören schon Aktivität genug. Etwa wenn man dieser Woche der "Kunst des Nichtstuns" folgen wollte, die im Ö-1-
Radiokolleg vormittags, nein, nicht besungen, sondern höchst aufwendig besprochen wurde. Zitat auf Zitat, Definition auf Definition versuchte ein Recht auf Faulheit in unserer arbeitsintensiven
Freizeitgesellschaft zu ergründen. Viele haben sich darüber den Kopf zerbrochen · und die Gestalterin versammelte sie alle fleißig in der Sendung. Als Hörer war man lediglich zu faul, aufzustehen und
umzuschalten.
Zuvor, im ersten Teil des "Kollegs", erforschte Italienspezialist Michael Schrott, nein, nicht das "dolce far niente", sondern die Stadtplanung im Faschismus. An Hand von fünf Städten, die Mussolini
ab 1932 nach Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe zwischen Rom und Neapel erbauen ließ, zeigte Schrott kenntnis- und abwechslungsreich die architektonische und ideologische Spannung zwischen
futuristischer Rationalität und faschistischem Pomp. Ein hervorragend gebautes Feature, das pünktlich im Goethe-Jahr an Schrotts einstige, ebenfalls bereits klassische "Italienische Reise" erinnerte.