Arbeitnehmer erwarten sich flexible Arbeitsplatzgestaltung, dafür braucht es aber auch klare Regeln zur Erreichbarkeit.
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Wien. Was macht einen attraktiven Arbeitgeber aus? Stellt man diese Frage Mitarbeitern, so kommt häufig der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten und -orten. Die Generation Y (geboren zwischen den Jahren 1980 und 1995) ließe sich kaum mit einem finanziellen Bonus motivieren, sondern mit flexibler Arbeitsplatzgestaltung, sagte Franz Kühmayer von der KSPM Managementberatung bei einer HR-Veranstaltung am Dienstag in Wien.
Die Struktur sei jedoch in einigen Unternehmen von gestern - ein Nachteil, denn mit starren Arbeitszeiten und ständiger Präsenz im Büro möchten sich viele, vor allem jüngere, Bewerber nicht abfinden. "Bietet ein Unternehmen keine oder zu wenig Flexibilität, könnte das den nächsten Karriereschritt stoppen", sagt Sandra Micko, Verantwortliche für Human Resources bei Microsoft Österreich.
Der Softwarekonzern hat vor drei Jahren seinen Wiener Standort umgebaut. Einen eigenen Schreibtisch haben nun nur mehr wenige Mitarbeiter, der Rest sucht sich täglich einen Platz zum Arbeiten. "Die Architektur ist zu wenig, Unternehmen müssen auch an die Arbeitskultur, die Organisation und die Technologie denken", sagt Micko. Microsoft forciert flexible Arbeitszeiten und -modelle. Dazu gehört beispielsweise die Vertrauensarbeitszeit - das Unternehmen schreibt also nicht vor, wie viele Stunden ein Mitarbeiter im Büro verbringen muss. "Es gibt bei uns keinen Zusammenhang zwischen Arbeitszeit, Präsenz im Büro und Effizienz", sagt Micko. Was zählt, ist die Zielerreichung - dafür gibt es monatliche Mitarbeitergespräche.
Zwei Mitarbeiter, eine Stelle
Diese Flexibilität erfordert laut Micko allerdings klare Richtlinien, sogenannte "Rules of Engagement", die gemeinsam erarbeitet und nicht vom Management vorgegeben werden sollten. In diesen Richtlinien wird beispielsweise festgehalten, dass am Wochenende von Mitarbeitern keine Antwort auf E-Mails erwartet wird. An Meetings können die Mitarbeiter auch von zuhause - via Videokonferenz - teilnehmen. Daneben gibt es regelmäßige Treffen, an denen alle Teammitglieder anwesend sein müssen.
Zudem ermöglicht Microsoft Jobsharing: Seit einem Jahr teilen sich zwei Teilzeit-Mitarbeiterinnen nach der Babypause eine Führungsposition. Mittwochs arbeiten beide im Büro in Wien, den Rest der Woche teilen sie sich auf - wobei die Mitarbeiterin in Linz von zuhause aus arbeitet.
Mitreden können
Möglich wird flexible Arbeitsplatzgestaltung durch Technologien von E-Mail über Videokonferenzen bis zu Plattformen, auf denen Dokumente geteilt und kommentiert werden können. Interne und informelle Kommunikation erleichtert beispielsweise Yammer, eine Art Facebook von Unternehmen von Microsoft.
Während flexible Arbeitsplatzgestaltung vor allem bei Wissensarbeitern im Büro Thema ist, sind viele Beschäftigte in Produktionsbetrieben oder im Einzelhandel an fixe Zeiten und Orte gebunden. In diesen Unternehmen fühlen sich Mitarbeiter in Filialen oder in der Produktion oft nicht in die interne Kommunikation des Betriebs involviert. Abhilfe schaffen kann hier neben einer Mitarbeiterzeitung eine Online-Plattform mit Kommentarfunktion.
Die Möglichkeit zum Mitreden ist wichtig, weil vor allem junge Arbeitnehmer aktiv mitgestalten möchten. Die Generation Y bevorzugt eine kollegiale Führung - Chefs werden als Partner gesehen. Der Grund dafür liegt in der Erziehung, zieht Micko einen Vergleich: Junge Menschen sind es von ihrer Familie gewohnt, in Entscheidungen - beispielsweise in die Wahl des nächsten Urlaubsziels - miteinbezogen zu werden.