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"Flexibilität ist der Schlüssel"

Von Helmut Dité

Wirtschaft
Aus der Motorenschmiede in Steyr kommen auch die Spitzentriebwerke für das neue Coupé der "3er"-Reihe - mit Daten, die Motorenbauer anerkennend mit der Zunge schnalzen lassen: Ein 3-Liter-Reihensechszylinder mit 306 PS und - dank Doppelturbo - 400 Newtonmeter Drehmoment schon ab 1300 Umdrehungen (Bild), sowie der - in Oberösterreich entwickelte und zuletzt als weltbeste "Engine of the Year 2005 " seiner Klasse ausgezeichnete - 3-Liter Doppelturbo-Diesel mit 286 PS. Foto: BMW

Nach dem "Ausnahmejahr" wird die Produktion zurückgefahren. | Wien. "Das war an der Schmerzgrenze, heuer kehren wir wieder zur Normalität zurück". Der neue Chef im BMW-Motorenwerk Steyr, Andreas Wendt, präsentierte am Dienstag in Wien vor der Presse seine Pläne für Österreichs größtes Motorenwerk.


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Statt fast 780.000 Motoren im Jahr 2005, als man zusätzliche Produktion aus dem wegen Umbaus teilweise stillgelegten Münchner Schwesterwerk übernehmen musste, werden heuer in Steyr maximal 700.000 Aggregate gebaut - jedenfalls aber mehr als 2004. Der überwiegende Teil der in Oberösterreich erzeugten Aggregate sind Dieselmotoren - das Werk Steyr ist auch das Diesel-Forschungs- und Kompetenzzentrum des Konzerns; aber auch Reihen-Sechszylinder-Benziner werden montiert.

Die "Stamm-Belegschaft" wird mit etwa 2800 Mitarbeitern stabil bleiben, die Verträge jener rund 200 Leiharbeiter, die vergangenes Jahr aufgenommen wurden, um die Produktionsspitze abzufangen, werden wie geplant nach und nach abgebaut, kündigte Wendt an.

Wendt folgt Werner Adelberger, der in der Münchener Konzernzentrale nun für die betriebswirtschaftliche Steuerung der "kleinen" BMW-Reihen (Einser, Dreier) zuständig ist.

"Wir reden miteinander statt übereinander"

Der 48-Jährige Oberbayer Wendt lobte wenige Wochen nach seinem Amtsantritt Kompetenz, Motivation und Klima in Steyr: "Wir reden miteinander und nicht übereinander - das gilt auch für die Sozialpartner." Der studierte Maschinenbauer war zuvor beim Zulieferer Bosch tätig und seit 1992 bei BMW für die Herstellung von Fahrwerkskomponenten an drei Standorten zuständig.

"Man kann auch in Hochlohnländern durchaus erfolgreich Autos und Motoren bauen - wir beweisen das. Worauf es aber ankommt, ist Produktivität und vor allem Flexibilität", betonte Wendt. Flexibilität ist überhaupt der Schlüssel: Ein Geheimnis unseres Erfolges ist sicherlich, dass bis zehn Tage vor der Produktion noch Wünsche unserer Kunden zu Motorisierung und Ausstattung ihres bestellten Wagens berücksichtigt werden können."

Für die im Herbst anstehenden Kollektivvertrags-Verhandlungsrunde drängt BMW-Motoren - wie die Industrie insgesamt - auf eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeiten, obwohl eingeräumt wird, dass die bereits heute geltenden Regeln in der österreichischen Metallindustrie durchaus einiges an Flexibilität ermöglichen. BMW, das derzeit investiert um in der Montage zwei statt wie bisher drei Schichten fahren zu können, wünscht sich beispielsweise eine Regelung, die es erleichtert, am Samstag zwei Schichten zu fahren sowie eine Möglichkeit zur Ausdehnung der maximalen Tagesarbeitszeit von 10 Stunden.

Zwei Drittel aller BMW mit Motoren aus Steyr

Im vergangenen Jahr hat BMW Motoren etwa 2,7 Mrd. Euro Umsatz gemacht und gut zwei Drittel aller weltweit verkauften BMW mit Motoren ausgestattet. In den vergangenen 25 Jahren hat BMW in Steyr insgesamt 3,2 Mrd. Euro investiert, bis 2010 sind weitere Investitionen in Höhe von 300 Mio. Euro eingeplant. "Bis dahin will der Konzern wie angekündigt seine Produktion auf 1,6 Millionen Autos pro Jahr steigern - und Steyr will so wie bisher mitwachsen." Nach dem Rekordjahr 2005 hat der BMW-Konzern im ersten Halbjahr 2006 den Autoabsatz weltweit neuerlich um acht Prozent gesteigert.