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"Mehr Flexibilität für ganz Europa", das sei im Zeitalter der Globalisierung vonnöten, erklärte gestern Magna-Pressesprecher Andreas Rudas im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Für die Magna Steyr-Werke in Österreich sieht er bei der Arbeitszeitenregelung aber zurzeit keinen Änderungsbedarf.
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"Wir haben mit den Arbeitnehmervertretern eine sehr gute Regelung getroffen", sagte Rudas. Die Möglichkeiten, innerhalb der aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen Vereinbarungen mit dem Betriebsrat zu treffen, würden derzeit ausreichen.
Details über Durchrechnungszeiträume bei den Arbeitszeiten möchte Rudas nicht erläutern, führt aber an, dass es zum Beispiel problemlos gelungen sei, auf einen Drei-Schicht-Betrieb umzustellen. Bei einem "Stoßgeschäft" wie der Autoproduktion seien flexible Arbeitszeiten wichtig - wie zum Beispiel bei der Saab-Cabrio-Produktion - "da gibt es im Frühjahr mehr Demande". Magna punkte aber vor allem mit Qualität und österreichischer Ingenieurkraft. Nur mit Flexibilität könne man der Globalisierung nicht begegnen, sondern "Europa muss auf einem anderen Niveau anbieten", so Rudas.
Wirtschaftminister Martin Bartenstein betonte gestern erneut, dass es ihm nicht um eine Verlängerung der Arbeitszeiten, sondern um eine Flexibilisierung gehe. Bartenstein sprach sich dezidiert gegen eine von Wirtschaftsvertretern verlangte Mehrarbeit ohne Lohnausgleich aus und lud die Sozialpartner erneut zu Verhandlungen ein.
Eine Möglichkeit zur Flexibilisierung wäre eine längere tägliche Normalarbeitszeit und Höchstarbeitszeit. Damit würden die Unternehmen Kosten für teure Überstunden sparen. So fordert etwa die Wirtschaftskammer eine Ausweitung der täglichen Höchstarbeitszeit von 10 auf 12 Stunden und der Normalarbeitszeit von 8 auf 10 Stunden. Längere Durchrechnungszeiträume sollten auch ohne kollektivvertragliche Regelung auf betrieblicher Ebene vereinbart werden, erklärte kürzlich WKÖ-Generalsekrteär-Stellvertreter Reinhold Mitterlehner gegenüber der "Wiener Zeitung". Diese Forderungen seien als Positionpapier der Gewerkschaft übergeben worden - dort werde an einer Beurteilung gearbeitet.
Vehement gegen eine Arbeitszeitenverlängerung sprach sich der Präsident der Arbeiterkammer (AK), Herbert Tumpel, aus: Die Ausbildung der Jungen, gute Chancen für die Weiterbildung oder Maßnahmen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie seien für den Wirtschaftsstandort Österreich wichtiger als jede KöSt-Senkung oder weitere Flexibilisierung. In der Arbeitszeit-Debatte würden andere wichtige Standortfaktoren einfach ausgeblendet, kritisierte Tumpel.
Nach Meinung des Chefs des Wirtschaftsforschungsinstitutes (Wifo), Helmut Kramer, ist "eine generelle Strategie der Lohnsenkung angesichts dieser globalen Umgebung aussichtslos und abzulehnen, weil sie für die Volkswirtschaft und das gesellschaftliche System kaum absehbare, aber bedenkliche wirtschaftliche und soziale Rückschläge mit sich bringen würde." Die Strategie zur Erhaltung des Wohlstands müsse sich eher auf Qualität, Innovation, bessere Ausbildung konzentrieren. Sehr wohl müssten in Österreich aber "innovativere Arbeitszeitmodelle" entwickelt werden, meint Kramer.
Deutschland: 40 Stunden Arbeit sind bereits Realität
In Deutschland mahnte die Bundesagentur für Arbeit (BfA), den Blick auf die Realität nicht zu verlieren. "Die Flexibilität ist bereits sehr hoch", sagte der Chef der Abteilung Konjunktur, Arbeitszeit und Arbeitsmarkt am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Eugen Spitznagel, am Dienstag in Nürnberg. Auch Forderungen nach einer Rückkehr zur 40-Stunden-Woche in Deutschland resultierten aus einer sehr verkürzten Sichtweise, monierte Spitznagel. Deutsche Beschäftigte arbeiteten inklusive Überstunden bereits jetzt im Schnitt 39,9 Stunden pro Woche. Die IG Metall hat Forderungen nach der breiten Wiedereinführung der 40-Stunden-Woche in ihren Branchen eine klare Absage erteilt. Die Regelung bei Siemens sei ein Einzelfall, und dabei bleibe es.