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Wer sich in Österreich zum geprüften Fremdenführer ausbilden lassen möchte, kann dies demnächst in jedem Bundesland tun. Weil der Gesetzgeber den Ländern dafür aber nur eine Mindestausbildungsdauer von 250 Stunden vorgegeben hat, erfolgt die Ausbildung je nach Bundesland unterschiedlich. Wer die Prüfung jedoch einmal in der Tasche hat und sich die Plakette als "Austria Guide" an die Brust heften darf, kann Touristen österreichweit die Schönheiten des Landes zeigen.
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Mit dem vergleichsweise geringsten Zeitaufwand kommt man in Kärnten davon, wo die Ausbildung etwa das Mindestmaß von 250 Einheiten umfasst, wie ein Rundruf der "Wiener Zeitung" bei den Fachgruppen der Freizeitbetriebe in den Wirtschaftskammern ergab. Den Spitzenwert aller Bundesländer hält Wien - wo auch die Museumsdichte am höchsten ist - mit einer Ausbildungszeit von über 900 Stunden in vier Semestern. Zum Vergleich: Im kulturträchtigen Salzburg müssen angehende Fremdenführer dagegen nur rund 260 Stunden die Schulbank drücken. Trotzdem braucht beispielsweise ein Salzburger Guide nicht zusätzlich eine Prüfung, um Reisegruppen in Wien Sehenswürdigkeiten näher zu bringen.
Was von Seiten des Gesetzgebers offensichtlich von der Idee geprägt war, die Ausbildung flexibel je nach Sehenswürdigkeiten und "kultureller Dichte" zu halten, könnte also von Interessierten theoretisch auch als bequeme Möglichkeit betrachtet werden, für die Prüfung zum Fremdenführer ein Bundesland mit kurzer Ausbildungsdauer zu wählen.
In der Branche setzt man hier jedoch auf Vernunft, Freiwilligkeit und Selbsthilfe, um diesen gesetzlichen "Pferdefuß", wie es Johann Szegö, Obmann des Vereins der Wiener geprüften Fremdenführer, bezeichnet, auszugleichen. "Gottseidank kennen die meisten, die in anderen Bundesländern arbeiten wollen, ihre Grenzen und setzen sich mit der Materie vorher auseinander". Dazu gebe es zahlreiche freiwillige Weiterbildungsmöglichkeiten, so Szegö. Die derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen seien deshalb auch ausreichend, meint Bärbel Schalber, stellvertretende Obfrau des Fachverbandes Freizeitbetriebe in der WKÖ. "Wir haben ein Level erreicht, mit dem alle leben können". Nur einige wenige Guides würden in anderen Städten führen - "ein paar Prozent" der bundesweit etwa 1.300 eingetragenen Fremdenführer würden es schon sein, schätzt Szegö.
Die österreichweite Gültigkeit der durch die Landesorganisationen abgenommenen Prüfungen macht der Branche offensichtlich wenig Kopfzerbrechen - im Gegensatz zu jenen Reiseführern, die ganz ohne Nachweis und Prüfung Touristen zu heimischen Sehenswürdigkeiten lotsen. Es gebe zwar immer wieder Kontrollen, damit bekäme man die "schwarzen Schafe" aber nicht in den Griff, erzählt Schalber von ihren Erfahrungen in Salzburg. Deshalb soll es künftig stärkere Kontrollen und härte Strafen geben, fordert sie und verweist auf Gespräche mit dem zuständigen "Pfuscherreferat". Demnächst werde man Klagen einbringen gegen einige Reisebüros, die ungeprüfte Guides anheuern. Viele "Schwarzarbeiter" kämen aus den ehemaligen Ostblockstaaten, so die Obfrau.
Laut Szegö sieht die Gewerbeordnung Strafen von bis zu 3.600 Euro vor, die aber nicht sehr wirksam sein dürften: "Ich weiß gar nicht, ob das jemals bezahlt wurde".