Atypische Beschäftigungsverhältnisse sind typisch für den Handel. Damit öffnet sich nach Meinung der Arbeitnehmervertreter ein weites Feld an Problemen.
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"Teilzeitarbeitskräfte und geringfügig Beschäftigte sind flexibler einsetzbar", brachte es Peter Huber, Arbeitsmarktexperte im Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), gestern bei einer Veranstaltung der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) und der Arbeiterkammer (AK) auf den Punkt, warum Unternehmen diese Arbeitsform so schätzen. Hans Trenner von der AK Wien formulierte es anders: Er sprach von einem "Heer von Reservisten" und - noch krasser - von "Rangiermasse" für die Betriebe. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bekämen dadurch große Schwierigkeiten bei der Organisation ihres Alltags.
Teilzeitbeschäftigte hätten zudem ein höheres Risiko, in die Armut abzugleiten, betonte Politologe Emmerich Talos.
Von den fast 500.000 Beschäftigten im österreichischen Handel (Kfz-, Einzel- und Großhandel) sind etwa 25% Teilzeitarbeitskräfte, jeder Zehnte ist nur geringfügig beschäftigt. Im Einzelhandel arbeitet jeder Dritte teilzeit, und jeder Achte ist geringfügig beschäftigt. 92,7% der Teilzeitbeschäftigten im Handel sind Frauen.
Wifo-Experte Huber hält die große Zahl der geringfügig Beschäftigten für bedenklich. "Als Einstieg in die Berufswelt mag das gut sein, aber es darf nicht in einer Sackgasse enden, aus der man nicht mehr herauskommt", betonte er. Von 100 geringfügigen Beschäftigten im Jahr 2000 waren ein Jahr später 53 noch immer geringfügig beschäftigt und 2002 immerhin noch 41. Es stelle sich die Frage, wie man Betriebe dazu motivieren könne, Handelsbeschäftigte dabei zu unterstützen, in eine Vollerwerbstätigkeit zu wechseln.
Dass es in manchen Unternehmen klappt, zeigt die Modekette H&M. Österreich-Chefin Claudia Oszwald: "Jede Teilzeitmitarbeiterin, die Vollzeit haben will, wird diese bekommen."