"Seit 14 Tagen ständig Fluglärm!" - "Sie fliegen schon wieder!" - "Terror im Minutentakt!" - "Unfassbar, was uns hier zugemutet wird." - "330 Überflüge an einem Tag!" - "Absoluter Wahnsinn, was sich über unseren Köpfen abspielt! - "Wie kann ein Bürgermeister so schwerwiegenden Problemen der Bevölkerung dermaßen gleichgültig gegenüberstehen?"
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Fast täglich erreichen die "Wiener Zeitung" (in Kopie meist auch das Rathaus) Hilferufe vor allem aus vielen Wiener Bezirken. Grundtenor: Bei Schönwetter ist ungestörter Aufenthalt oder gar Erholung im Garten, auf der Terrasse oder einfach im Freien kaum noch möglich. Paradox: Aufgrund der seit 1999 gebündelten Flugschneisen wie etwa über dem Wiental erleben seither auch vom Flughafen weit entfernt lebende Bewohner im südlichen und westlichen Stadtgebiet die ärgsten Lärmbelastungen. Aber auch Transdanubien inklusive Donauinsel und Lobau werden massiv beschallt.
Der Lärm an sich lässt sich weder in der Intensität noch im Resultat leugnen: Mess-Stellen - etwa am Laaer Berg - verzeichnen Überflüge im Minuten-Takt mit jeweiligen Lärmpegeln von 70 bis 90 Dezibel. Das entspricht dem Wiener Gürtel zur Stoßzeit - bei offenem Fenster.
Dass Verkehrs- oder Flug-Lärm (tod-)krank macht ist ebenfalls längst erwiesen: Bei Dauerbelastungen mit Lärmpegeln dieser Art steigt laut internationalen Studien das Bluthochdruck-(=Herzinfarkt-)
Risiko um das 14-Fache an.
Unterstützung finden die Opfer lediglich bei Wiens Grünen und der FPÖ. Seitens der Flughafen-Eigentümer - Wien und Niederösterreich halten jeweils 20 Prozent - sitzt man das Thema seit Jahren aus und kassiert lieber rund 10 Millionen Euro pro Jahr und Bundesland. Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) etwa schweigt zum Thema eisern und schickt bei Bedarf den unverbindlichen Gemeinderat Erich Valentin vor. Dessen jüngste Aussage: "Fluglärm macht krank, aber nicht bei den strengen Wiener Umweltgesetzen".
Niederösterreichs ÖVP-Umweltlandesrat Stephan Pernkopf, seit Februar 2009 im Amt, verweigert politische Aussagen zu den Nöten der Betroffenen genauso konsequent wie Vorgänger Josef Plank. Untergriffige No-na-Gegenfragen wie "Fliegen sie nicht auch gern in Urlaub?" hört man bestenfalls inoffiziell.
Eine von der "Wiener Zeitung" initiierte Fachdiskussion mit einem kritischen Ex-AUA-Piloten wird seitens Flughafen und Austro Control seit Monaten verschleppt. Und laut den Aussendungen des Flughafen-Feigenblattes "Dialogforum" wird ohnehin alles seit Jahren nur besser.
Wo kommen dann aber die vielen Beschwerden her? Nimmt man nur jene Bezirke her, die aufgrund ihrer direkten Lage unter der Süd-West-Einflugschneise oft im Minutentakt überflogen werden (Liesing, Penzing, Meidling, Favoriten, Simmering), dann betrifft das rund 426.000 Wiener. Eine Zahl, die im Falle einer Gemeinderatswahl durchaus den Ausschlag in die eine oder andere Richtung geben kann.