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Für die Austrian Airlines zeichnet sich aus heutiger Sicht ein Spießrutenlauf ab: Ob die angeschlagene heimische Fluggesellschaft die dringend erforderliche Finanzspritze wie geplant in voller Höhe erhalten wird, ist höchst fraglich.
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Vor allem wegen des drohenden Grabenkrieges zwischen Vorstand und Bordpersonal, der im Extremfall in Streiks ausarten könnte, werden in der Finanzbranche ernsthafte Zweifel gehegt, ob die börsenotierte AUA alle 68 Millionen neuen Aktien aus ihrer Kapitalerhöhung verkaufen kann.
Die mit rund 350 Millionen Euro veranschlagte Kapitalzufuhr hat die Airline aber bitter nötig, um sich finanziell wieder etwas Luft zu verschaffen und damit die längst überfällige Sanierung angehen zu können. Wie man es in diesem Zusammenhang auch drehen und wenden mag: Die in wenigen Wochen anlaufende Geldbeschaffungsaktion, initiiert vom Vorstandsteam um Alfred Ötsch, steht ganz und gar unter denkbar ungünstigen Vorzeichen.
Dass die AUA auf großen Teilen ihres Aktienangebots sitzen bleiben könnte, ist ein durchaus realistisches Szenario. Viel steht auf dem Spiel. Denn eines liegt auf der Hand: Warum sollten gerade institutionelle Anleger (etwa aus der Fondsbranche), von deren Engagement der Erfolg einer Emission primär abhängt, auch nur einen Euro in ein streikbedrohtes Unternehmen investieren?
Haben die Finanzmärkte aber kein Vertrauen (und vieles spricht bei der AUA dafür), wird die Kapitalerhöhung zum Flopp. Sicher ist bisher ja nur, dass das rot-weiß-rote Aktionärssyndikat um die staatliche ÖIAG (mit Raiffeisen, Bawag, Wiener Städtischer und einer AVZ-Tochter an Bord) in einem patriotischen Akt im Ausmaß ihres Mehrheitsanteils von 50,02 Prozent mitzieht - und somit die Hälfte des angebotenen Volumens abnimmt.
Dass die AUA-Kernaktionäre auch im Worst-Case in die Bresche springen und zusätzlich übrig gebliebene Aktien aufgreifen würden, um die Emission zu retten, wird freilich kaum der Fall sein. Und ob ein Einstieg österreichischer Unternehmen, wie von Wienerberger-Chef Wolfgang Reithofer angedacht, das Kraut fett machen würde, ist wohl auch mehr als ungewiss.
Wie also kann die AUA die Kurve kratzen? Unbedingt notwendig wäre, den sozialen Frieden im Konzern rasch wieder herzustellen und dem Kapitalmarkt zu signalisieren, dass Management und Betriebsrat bei der anstehenden Sanierung an einem Strang in die selbe Richtung ziehen.
In der jetzigen Situation scheint es so gut wie aussichtlos, ausreichend Kapital mobilisieren zu können, solange auf Grund der Sparpläne des Vorstands mögliche Kampfmaßnahmen der Piloten und Flugbegleiter im Raum stehen.
Die Zeit drängt: Am 2. November wird die Kapitalerhöhung von den AUA-Aktionären in einer außerordentlichen Hauptversammlung beschlossen. Der Beschluss selbst ist nur noch Formsache. Der Startschuss für die Zeichnungsfrist fällt kurz danach - in der ersten November-Hälfte. 25