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Oper, spotten manche, sei von gestern. Eine Musik für alte Menschen. Menschen, die die dicke Dame singen hören wollen. Die in die immer gleichen Stücke gehen. Die am Ende artig klatschen und dann ins Bett fallen. Schön war’s. Schnarch.
Stimmt schon: Oper kann öd sein. Museal. Tot. Ein Naturgesetz ist das aber nicht, und die Salzburger Festspiele treten derzeit den Gegenbeweis an. Nicht nur, dass sie ihrer betuchten Klientel heuer zum Start Wolfgang Rihms "Die Eroberung von Mexico" vorgesetzt haben - ein herausforderndes, trommelfellerschütterndes Hörtheater, noch dazu in einer provokanten Regie von Peter Konwitschny. Es ist dem Festival zuletzt auch geglückt, mit einer Neuproduktion von Beethovens "Fidelio" zu polarisieren. Und der gilt an sich wirklich nicht als Aufreger.
Gewiss: Regisseure, die Werke neu deuten (oder "zertrümmern", wie das die Gralshüter des Gestern in ihrem Selbstverteidigungsreflex behaupten), gibt es seit langem - im Verbund mit Eklats, bei denen Buhs und Bravos durch den Saal wogen. Andererseits: Gerade angesichts der vielen bisherigen Provokationen ist es eine Leistung, wenn sich das Publikum nochmals so richtig emotionalisieren lässt.
Das soll nun nicht heißen, dass Claus Guth mit seinem "Fidelio" ein Meisterstück gelungen wäre. Trotz penibler Personenregie zeigt ihn der (teils mäßig inspirierte) Abend nicht auf der Höhe seiner Kunst. Gleichwohl: Die Idee, den Helden Florestan zu den finalen Jubelchören kollabieren zu lassen, ist eine starke (und angesichts Florestans Langzeithaft auch nicht ganz unmotiviert). Das war es wohl, was den Buh-Sturm entfachte. Und so auch bewies: Oper lebt.