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Floridsdorf entscheidet

Von Stefanie Holzer

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Die amerikanische Wahlnacht hatte neben dem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen der Kandidaten aus austriakischer Sicht einen späten Höhepunkt: Josef Broukal sprach nach neun Stunden Sendung seine Schlussworte und gab bekannt, dass Floridsdorf an die Republikaner gefallen war. Es ist anzunehmen, dass Floridsdorf die Nachricht ähnlich heiter aufgenommen hat wie Hannelore Veit und Hugo Portisch vor der Kamera.

Die Performance der ORF-Journalisten war insgesamt beeindruckend professionell und kurzweilig. Obwohl die Verfasserin entschieden jünger ist als Hugo Portisch, hat sie sich gegen ein Uhr in der Früh ins Bett verfügen müssen. Als ich gegen drei aufwachte und einen Blick in die Glotze warf, rieb ich mir die verschlafenen Augen: Der Aktuelle Dienst schien eine Party zu feiern. Gesprächsrunden wechselten mit Korrespondentenberichten ab. Alles wirkte wohl geplant und kultiviert, wohl insbesondere im Vergleich zur österreichischen Innenpolitik, wo der Tonfall gegenwärtig zu heiser klingt, um Zuschauer vor dem Fernseher zu halten. Mit Amerika als Fallbeispiel für Demokratie lässt es sich offensichtlich leichter über die Zweckmäßigkeit von demokratischen Verfahren diskutieren . . .

Kurz vor zehn am Vormittag hieß es, dass Bush nun doch noch nicht Präsident sei, Gore habe noch Chancen. Er habe seine voreilige Gratulation an Bush zurückgezogen. Offenkundig hat sich Floridsdorf, äh Florida entschlossen, die Fadesse des vorangegangenen Wahlkampfs mehr als wettzumachen.