Wie die Stadt mit Blocksanierungen ein Viertel in Floridsdorf wiederbeleben will.
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Wien. Ein Meilenstein. Das erste große Stadterneuerungsprojekt auf dieser Seite der Donau. Das erste große Sanierungsprojekt in Floridsdorf. Die Superlative überschlagen sich, wenn Wohnbaustadtrat Michael Ludwig am Mittwoch gemeinsam mit dem Floridsdorfer Bezirksvorsteher Georg Papai die Initiative "Gemeinsam für Floridsdorf" vorstellt. Ziel sei es, zwei große Blocksanierungen - elf Baublöcke mit insgesamt 180 Liegenschaften - unter "enger Einbeziehung der lokalen Bevölkerung und Wirtschaftstreibenden" umzusetzen. Die Gebiete, in denen 3510 Menschen wohnen, liegen zwischen Pragerstraße, Brünner Straße und S-Bahn Trasse nördlich des Floridsdorfer Spitz ("Am Spitz Nord") und Floridsdorfer Hauptstraße zwischen Spitz und Jedleseer Straße ("Am Spitz Süd") - siehe Grafik.
Wie lässt sich das Viertel neu beleben?
In einer ersten Phase in diesem Frühjahr sollen die Bewohner und Liegenschaftseigentümer zu den Sanierungen befragt werden, in weiterer Folge will man sie zu den Zielen und zum Ablauf der Blocksanierung - hinsichtlich Förderungen - beraten und informieren. Zeitgleich sollen dann konkrete Konzepte ausgearbeitet werden, die Anfang 2015 umgesetzt werden sollen. Wie viel die Umsetzung kosten wird, können die Verantwortlichen nicht sagen, lediglich, dass die Stadt Wien heuer insgesamt 211 Millionen Euro für Blocksanierungen in die Hand nehmen möchte - und dass Vorschläge aus dem Bezirk, bevorzugt behandelt werden. Bei der Blocksanierung handelt es sich generell um die liegenschaftsübergreifende, gemeinsame Sanierung von mehreren Gebäuden oder Wohnhausanlagen in Verbindung mit Maßnahmen, um ein betreffendes Viertel attraktiver zu machen - beispielsweise durch neue Grünflächen. Denn bröckelnde Fassaden von Gründerzeitbauten zu sanieren, werden nicht reichen, um ein Viertel attraktiver zu machen.
Dass das Gebiet rund um den Floridsdorfer Bahnhof, den täglich 30.000 Menschen frequentieren, einen neuen Anstrich gebrauchen könnte, wird schon länger debattiert: Leerstände, Ein-Euro-Shops, eine Jugend, die lieber woanders einkauft und sich die Zeit vertreibt als im Einkaufszentrum "Einkaufspitz" oder am Floridsdorfer Markt bei der Brünner Straße sorgen seit Jahren für Kopfzerbrechen. Eine Machbarkeitsstudie der MA 18, der Abteilung für Stadtentwicklung und Stadtplanung, sollte aufzeigen, was möglich ist in dem Viertel. So wurden Varianten durchgespielt, wie das Zentrum von Floridsdorf rund um das schmucke Amtsgebäude und den Franz Jonas Platz attraktiver gestaltet werden könnte. Die Ergebnisse der Studie wurden der Bezirksvertretung im Vorjahr überreicht. Derzeit sei man laut Papai in Phase I und überprüfe, ob die Vorschläge - wie eine fußgängerfreundliche Ampelgestaltung - auch finanziell umsetzbar seien, um so den Durchzugsverkehr, von dem der Bezirk nicht profitieren würde, zu verringern.
Großes Sorgenkind: der Woolworth-Bunker
Auch am Floridsdorfer Markt versucht man Initiativen zu setzen. Der Markt, den Einheimische auch Schlinger Markt nennen, war vor 30 Jahren prosperierender als der Naschmarkt. Heute klagen die Standler um das Ausbleiben der Kundschaft. Die Gebietsbetreuung, eine Service-Einrichtung der Stadt Wien, versucht mit diversen Aktionen den Markt nun zu beleben, unter anderem mit Jazz-Events oder wöchentlichen "Bio-Dienstagen", an dem Bio-Bauern am Markt aufmarschieren.
Einen zweiten Brunnenmarkt mit Yppenplatz-Flair hat Bezirksvorsteher Papai nicht im Sinn, wie er bereits im Interview mit der "Wiener Zeitung" Mitte März gesagt hatte. Statt Neues anzulocken, orientiert er sich lieber daran, was da ist, und vertraut den heimischen Unternehmern. So würde der Schauspieler Gerald Pichowetz, der Eigentümer des Gloria Theaters, mit seinem Engagement die Pragerstraße rund um sein Theater zu einer regelrechten Kulturmeile verwandeln, von der auch die Gastronomie profitieren würde. Inwieweit man neue Unternehmer mit neuen Konzepten animieren werde, müsse man sich im Einzelnen in den nächsten Monaten anschauen. Konkretes gibt es auch hier nicht.
Großes Sorgenkind des Floridsdorfer Zentrums bleibt in dem Belebungsprozess jener fensterlose Bunker an der Ecke Schloßhofer Straße/Pius Parsch Platz. Hier befand sich vor vier Jahren noch die amerikanische Einzelhandelskette Woolworth. Heute steht der Betonklotz leer. Wem das Gebäude gehört, weiß keiner. "Der neue Grundeigentümer ist noch nicht ins Grundbuch eingetragen - und wir im Bezirk finden nicht heraus, wer es gekauft hat", sagt Bezirksvorsteher Papai zur "Wiener Zeitung." Sobald man es herausgefunden hat, werde sich man sich auch mit diesem Eigentümer zusammensetzen.