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Floristen glauben nicht an rosigen Valentinstag

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

Wie das Valentinstagsgeschäft werden wird, könne er "unmöglich" voraussagen. Eins ist für Blumengroßhändler Emil Steffek sicher: Rosig wird es nicht werden. Er glaubt nicht an das Ergebnis einer Markant-Umfrage, wonach die Österreicherinnen und Österreicher heuer wieder mehr ausgeben werden.


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"Unser Produkt ist eben nicht absolut notwendig. Und die Symbolik bleibt die gleiche, kaufe ich meiner Frau 20 oder zehn Rosen", erklärt Steffek gegenüber der "Wiener Zeitung". Er kenne den Markt und die Stimmung der Blumenhändler: "Die Leute kaufen weniger", sagt er. Die Studie der Markant Unternehmensberatung GmbH ergibt hingegen, dass anlässlich des Valentinstages Präsente im Wert von 115 Mio. Euro verschenkt werden - um 42 Mio. Euro mehr als im vergangenen Jahr. Der Großteil (87%) soll - wenig überraschend - auf Blumen entfallen.

Muttertag und Valentinstag sind wichtige Umsatzbringer für den Blumenhandel. Aber: "Seit zwei, drei Jahren werden immer weniger Blumen gekauft", berichtet Ivo Donati, der seit 1965 sein Geschäft in der Zieglergasse betreibt. Er führt das weniger auf die schwächelnde Konjunktur als auf eine - wie er sagt - "Umstellung der Kultur" zurück. "Früher kaufte man einen Strauß Tulpen, heute fährt man auf die Seychellen." Immer öfter hieße es bei Einladungen: "Bitte keine Blumen mitbringen."

Und die Floristen spüren immer mehr artfremde Händler: Die größte Konkurrenz sind laut Steffek zunehmend die Supermärkte. Spezielle Anlässe wie Begräbnisse oder Hochzeiten sind nach wie vor Geschäft der Blumenhändler. Das Grünzeug für den Alltagsgebrauch wird hingegen zunehmend an der Supermarktkasse mitgenommen. "Die Qualität ist sicher nicht schlecht und die Blumen sind billiger", sagt Steffek, fügt aber hinzu: "Die floristische Gestaltung ist nicht zu vergleichen."

Es seien weniger die Super- als viel mehr die Baumärkte, die das Geschäft schwächen, meint Donati. "Die nehmen uns das Pflanzengeschäft weg", sagt Donati. Wer als Blumenhändler überleben möchte, müsse "ganz gezielt jene Löcher suchen, die uns Super- und Baumärkte lassen, und das sind Qualität und Dienstleistung." Und vielleicht besondere Angebote, die es bislang nur in Fachgeschäften gibt: "Fair" produzierte Blumen werden laut Steffek von immer mehr Kunden nachgefragt. "Wir haben uns daran zu halten, was der Konsument will."

Vor allem im Winter stammen viele Schnittblumen aus Ländern Südamerikas und Afrikas - auch wenn sie als holländisch bezeichnet werden. Die niederländischen Blumenauktionen sind Drehscheibe des weltweiten Blumenhandels. "Faire" Blumen garantieren - sagt Margot Fassler vom Flower Label Program (FLP) - beispielsweise Existenz sichernde Löhne und weniger Pestizide. Im Vergleich zur Schweiz, wo zertifizierte Schnittblumen vor allem die Supermarktketten Coop und Migros anbieten, ist der Anteil fair gehandelter Blumen in Österreich gering: Fassler schätzt, dass er bei unter 1% liegt. Die Floristen müssten die Konsumenten auf diese Blumen aufmerksam machen, meint sie.

Donati bewirbt seine FLP-Blumen nicht gesondert, er verdient auch nicht mehr daran als an konventionellen. Seine Erklärung, weshalb er auch "faire" Blumen führt: "Jeder soll für seine Arbeit einen halbwegs vernünftigen Lohn bekommen." n

Wo es "faire" Blumen gibt:

http://www.fian.at