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Beim Fernsehen hat man es sich angewöhnt, das Zappen. Derart eingeübt ins rastlose Herumgehüpfe zwischen Sendern und Programmen, kann man es auch beim Radio nicht mehr lassen, fingert sich nervös eine eigene Hörleiste zusammen. Patchwork am Vormittag. Das "Pasticcio" auf Ö1 lässt sich in aller Regel durchhören, denn es folgt einfachster und bester Rundfunktradition: kundige Moderatoren, viel Musik, das reicht. Beim "Radiokolleg" ab 10 Uhr ist diese Woche - zumindest in der ersten halben Stunde - wieder Schulfunk und politische Korrektheit angesagt, wenn die "vergessene Stimme" der "weiblichen Theologie" von der Radiokanzel ertönt. Wir verlassen die hehre Versammlung feministischer Pastorinnen durch den Hintereingang - und hören bei Ines Schwandner auf "Radio Wien" vorbei. Auch keine Offenbarung, diese Jeanne d'Arc der Sekretärinnen und Bürodiener.
Dazwischen gibts wenigstens Nostalgiesound aus den 60ern und 70ern. Ein Stückchen weiter, bei Ö3, braucht man schon einen flotten Finger, um zwischen Martina Rupp, Werbung, Verkehrsfunk und Geisterfahrern bei jenen Hits zu landen, die man dann sowieso nicht hören will. Also schnell zu FM4, wo die englischsprachigen Moderatoren zwar eine akustische Wohltat sind, aber leider nur selten die Musik. Hiphop hat sich hier ein künstliches Ghetto geschaffen, wo man mit aggressivem Sprechgesang drangsaliert wird. Also zurück ins "Radiokolleg", wo in der Musik-Viertelstunde dem "Song" nachgespürt wird. Auf einen anständigen solchen kriegt man dann derart Lust, dass man - eine CD einschiebt, um etwa Rufus Wainwright zu hören, einen tollen jungen Songwriter, den man den ganzen Vormittag im Radio vergeblich sucht.