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Fluch und Segen der Wortkofferei

Von Christoph Irrgeher

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Was würden Sie sagen, wenn Sie ein Zeitgenosse zu einem Drunch einlädt? Einem Drunch, bei dem es Mocktails bis zum Abwinken gibt und auf Teufel komm ’raus gesmirtet wird? Nun - da würden Sie vielleicht stutzen. Weil der Zeitgenosse so zeitgenössisch klingt, dass Sie nur Bahnhof verstehen.

Nun könnte man aber auch einen resoluteren Standpunkt einnehmen: Wieso, zum Henker, müssen Sie sich überhaupt mit Neologismen für ein Lunch-Dinner-Gemisch, Flirten mit Nikotinverschleiß und alkoholfreies G’schloder behelligen lassen?

"Kofferwörter" heißen solche Begriffe. Wobei: Als Beleidigung für die Erfinder ist das natürlich nicht gemeint. Nüchtern betrachtet, haben diese Leute auch ein paar nette Sprachverdichtungen hervorgebracht. Brangelina etwa - für das siamesisch verwachsene Ehepaar Brad Pitt und Angelina Jolie. Oder die (schon wieder aussterbende) Metrosexualität. Amüsant auch, als eine linke Initiative jüngst Plakatwände mit einem "migrantigen" Gesicht und einem "Migrantisch" verschönerte.

Dennoch: Das Grundproblem der Wortkofferei bleibt - ihre Unverständlichkeit. Also falls man kein Experte ist oder eine andere Art von Sprachgeheimbündler. Und einen Gipfelpunkt dieser Erratik gibt’s nun in Wien zu bestaunen - in Form der "Fairversity". EinBegriff, der aufs Heftigste spekulieren lässt. Bezeichnet er womöglich a) eine Uni ohne Ungerechtigkeit, b) eine Messe für Vielfalt oder gar c) eine gerechte Form derPerversion? Nun: Die richtige Antwort finden Sie in dieser Ausgabe auf Seite 20. Angebot an Denksportfreunde: Bitte gleich einen Tipp an mich mailen. Als Belohnung winkt - ein Freemium-Produkt.