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Flüchtlingsgespräche

Von Thomas Seifert

Politik
Social Dinner nennt sich das gemeinsame Abendessen im Magdas Hotel.
© T. Seifert (2), Magdas Hotel (2)

Ein gemeinsames Abendmahl mit Asylwerbern im Caritas-Projekt Magdas Hotel bringt Wiener und Noch-nicht-Wiener zusammen.


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Wien. "Hotel der vielen Länder" titelte die "Wiener Zeitung" die Geschichte zur Eröffnung des Caritas-Projekts "Magdas Hotel" im Februar. Das Hotel in der Laufbergergasse im 2. Bezirk beschäftigt 20 Flüchtlinge und 6 Hotel-Profis aus 16 Ländern und ist nun seit mehr als einen Monat in Betrieb. Hotelmanager Sebastiaan de Vos hat bei der Eröffnung des nicht in erster Linie gewinnorientierten Beherbergungsbetriebs über ein Social Dinner gesprochen, das ihm vorschwebt. "Wir haben bewusst auf Fernseher in den Zimmern verzichtet. Die Gäste sollen lieber in den Salon kommen und dort gemeinsam an einem Tisch essen, wenn sie das wollen, und sich kennenlernen", sagte er damals der "Wiener Zeitung".

Am Dienstag wurde das erste derartige Social Dinner serviert: Es gab Griesnockerlsuppe, Knödel mit Ei und Dessert, das alles für 15 Euro. Ein Glas Veltliner kostet 2,20 Euro. Die Idee: 23 Menschen, die nach Österreich geflüchtet sind, treffen im Magdas Hotel auf 23 Menschen, die in Wien geboren sind oder schon länger in der Donaumetropole leben und die sich zu diesem gemeinsamen Abendessen angemeldet haben.

Am Tisch liegen Kärtchen mit "Fragen-Menüs" bereit: Die Tischkonversation könnte, während die Vorspeise gereicht wird, mit Fragen beginnen, wie etwa "Wogegen hast Du in der Vergangenheit rebelliert? Und wogegen heute?" Zum Hauptgang könnte der Fragereigen mit "Wie wichtig ist Geld für Dich?" weitergehen und zum Dessert könnte der Konversationspartner verraten, wann und zu welcher Musik er oder sie das letzte Mal getanzt hat. Bei einem Social Dinner geht es darum, die Mitspeisenden am Tisch während eines Essens ein wenig besser kennenzulernen und mit ihnen eine interessante, inspirierende und vielleicht auch ein wenig intimere Konversation, in der man möglichst auf Smalltalk verzichtet, zu pflegen.

Abweichungenvom Fragenmenü

An einem der Tische sitzen ein Asylwerber aus Nigeria und einer aus Afghanistan. Insgesamt sind heute Flüchtlinge aus 12 Ländern beim Abendessen dabei, die Liste der Herkunftsländer liest sich wie eine Aufzählung der Brennpunkte der Welt: Afghanistan, Eritrea, Irak, Pakistan, Tschetschenien. Die Gäste halten sich beim Essen nicht unbedingt ans vorgeschlagene Fragenmenü, sondern tauschen sich über die besten Bollywood-Filme aus - Shah Rukh Khan oder Amir Khan - sind eben auch in Indien oder Pakistan Stars und es geht um Träume, Enttäuschungen, Zukunftspläne und darum, wie man sich Wien und Österreich zur Heimat macht. Die Österreicherin am Tisch - sie lebt in Maria Enzersdorf - hat Wurzeln in Sri Lanka, und auch sie weiß, wie es ist, wenn der eigene Haut-Teint etwas dunkler als jener des Durchschnittsösterreichers ist.

Die Idee zu diesem Social Dinner besonderer Art hatten Eugene Quinn von der Kultur-Initative "space and place" und der Architekt des Hotelprojekts, Clemens Foschi. Der in London aufgewachsene Ire Quinn hat schon vor Jahren die Wiener Kaffeehaus-Konversationen initiiert und nun dieses Konzept für das Social Dinner-Konzept von Magdas Hotel adaptiert. "Wien ist viel besser, viel offener als viele in dieser Stadt glauben - das wollen wir unter anderem mit unserem gemeinsamen Abendessen beweisen", sagt Eugene Quinn, der auch ankündigt, dass in Magdas Hotel bald weitere neue und interessante Veranstaltungen geplant sind. Schließlich könne man im Frühling nun auch die Terrasse und den Innenhof nutzen.

Der Termin für das nächste gemeinsame Abendessen steht bereits fest: Am 21. April werden Wiener und Noch-nicht-Wiener wieder in Magdas Hotel dinieren.

Magdas Social Dinner