UNHCR beschuldigt den libyschen Machthaber Gaddafi, die Abfahrt tausender Flüchtlinge mit Booten nach Süditalien zu organisieren. | Lampedusa. Der Flüchtlingsstrom aus Nordafrika reißt nicht ab. Am Wochenende erreichten erneut rund 2.000 Migranten auf mehreren Schiffen die italienische Insel Lampedusa südlich von Sizilien.
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Und die Überfahrt über das Mittelmeer bleibt lebensgefährlich. Sonntag früh wäre es vor Lampedusa fast zu einer Tragödie gekommen. Ein Boot mit 500 Flüchtlingen an Bord lief auf Grund, Dutzende Menschen mussten von der Küstenwache aus dem Wasser gezogen werden.
Vor der Insel lief das Boot vor Sonnenaufgang auf Felsen auf. Das habe Panik unter den Insassen ausgelöst, so dass einige von ihnen ins Wasser gesprungen seien, sagte der Sprecher der Küstenwache, Antonio Morana. "Es war eine schwierige Situation. Unsere Patrouillenboote konnten wegen des flachen Wassers nicht so nah heranfahren." Der Küstenwache sei es aber dennoch gelungen, die Flüchtlinge, darunter Frauen und Kinder, aus dem Wasser zu ziehen und auch die im Boot verbliebenen Flüchtlinge zu retten. An Bord waren vor allem Gastarbeiter aus Afrika und Asien, die in Libyen gearbeitet hatten.
Am Sonntag war ein Schiff mit 800 Flüchtlingen auf Lampedusa eingetroffen. Italiens Innenminister Roberto Maroni forderte ein baldiges Ende des Kriegs in Libyen, um den Massenabfahrten von Flüchtlingen nach Süditalien ein Ende zu setzen. "Wir müssen eine Lösung finden, die Libyen Stabilität gewährt. Ansonsten werden täglich Flüchtlinge in Italien eintreffen", sagte Maroni.
Am Freitag war bereits ein Boot mit rund 600 Menschen an Bord vor der libyschen Küste bei Tripolis gesunken. Laut italienischen Medienberichten kamen dabei Dutzende Flüchtlinge ums Leben. Mindestens 16 Leichen von Somaliern seien geborgen worden, meldete ein somalischer Reporter. Darunter seien mehrere Frauen und kleine Kinder. Auch dieses Schiff wollte Lampedusa erreichen, hieß es.
Erst am Freitag waren mehr als 1.000 Migranten per Schiff von Lampedusa in andere italienische Orte gebracht worden. Das Hauptaufnahmelager der kleinen Mittelmeerinsel ist für rund 850 Menschen ausgelegt.
Seit Beginn der nordafrikanischen Revolutionswelle im Jänner kamen um die 30.000 Menschen allein auf der nur 20 Quadratkilometer großen Insel Lampedusa an, zum Großteil Tunesier. Nur 130 Kilometer von der tunesischen Küste entfernt gelegen, ist die Insel seit langem für viele Verzweifelte aus Afrika ein "Tor nach Europa". Angesichts der anhaltenden blutigen Kämpfe in Libyen kommen zunehmend Flüchtlinge auch von dort auf die Insel.
Das UNO-Flüchtlingswerk UNHCR beschuldigt den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi, die Abfahrt tausender Flüchtlinge mit Booten nach Süditalien zu organisieren, um mit dem massiven Migrantenstrom Europa unter Druck zu setzen. "Diese Flüchtlinge werden in den Tod getrieben", warnte die Sprecherin des Flüchtlingswerks, Laura Boldrini, nach Angaben italienischer Medien am Sonntag.