Zum Hauptinhalt springen

Flüssiges Holz ersetzt die Tropenhölzer im Cockpit

Von Thomas A. Friedrich aus Spanien

Wissen

European Inventor Award 2010 für nachhaltige Verfahren in der Industrie. | Biokunststoff schont die Umwelt. | Madrid. Mit dem EU-Innovationspreis "Erfinder des Jahres" 2010 belohnt das Europäische Patentamt (EPA) nachhaltige und ressourcenschonende Verfahren in der Industrie. Mit der EU-Kommission hat das EPA am Mittwoch in Madrid zum fünften Mal Preise für mittelständische Forschung, Industrieinnovation und außereuropäische Forschung vergeben. "Europa liegt bei der Entwicklung bahnbrechender Erfindungen ganz weit vorne", sagte EPA-Präsidentin Alison Brimelow. Nur so kann Europa sich im globalen Wettbewerb behaupten.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Bei 175 Patentbewerbungen finden sich unter den vier Preisträgern drei deutsche Forscherteams. Dies spiegelt die europäische Statistik: Jedes vierte beim Europäischen Patentamt in München angemeldete Patent geht auf Tüftler aus Deutschland zurück. Das EPA erklärt das mit der Vielzahl forschender Industrieunternehmen. Beim EPA wurden 2009 aus Deutschland 25.107, aus Österreich 1504 Patente angemeldet.

Das Rückgrat für Innovationen bilden häufig Spin Off-Unternehmen. Die Sieger Jürgen Pfitzer und Helmut Nägele vom Fraunhofer Institut für Chemische Technologie etwa beschritten nach zehn Jahren öffentlicher Forschung den Weg der Selbständigkeit. Seit 1992 arbeiten sie daran, Tropenholz durch "grünen" Kunststoff zu ersetzen. Dabei stießen sie auf das im Holz vorkommende Lignin, das bei der Papierherstellung zu rund 60 Millionen Tonnen im Jahr in Europa anfällt und bisher meist verfeuert wurde. Daraus entwickelten sie einen Biokunststoff.

Das Besondere an dem Flüssigholz "Arboform": Genau wie Holz zersetzt es sich in die ökologisch unbedenklichen Bestandteile Wasser, Humus und CO2. Zudem sieht es nicht nur aus wie Holz, sondern lässt sich in runde Formen gießen. Anstatt mit Tropenhölzern wollen die Autobauer Porsche, Daimler und Fischer Automotive sowie der Flugzeugbauer Airbus nun das Flüssigholz in Innenräumen einsetzen. Es kann auch Plastik ersetzen: Altkunststoff muss dann künftig nicht mehr umweltbelastend verbrannt werden.

In der Kategorie Industrie wurden der Schweizer Albert Markendorf und der Deutsche Raimund Loser für die Erfindung eines digitalen Hand-Laserscanners ausgezeichnet, der mit einer bisher unbekannten Präzision Oberflächen vom Smartauto bis zum Airbus abtastet. Für sein Lebenswerk wurde der deutsche Kernphysiker Wolfgang Krätschmer, Entdecker von winzigen Nanopartikeln, ausgezeichnet. Diese Moleküle, wegen ihrer fußballähnlichen Form "Fullerene" genannt, finden Anwendung als Hochleistungsschmiermittel, als Brennstoffe und als Supraleiter und Magneten.