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Folge des Neoliberalismus - Wenn der Mensch zerbricht, dann zerbricht Europa

Von denise-a. langner-urso

Gastkommentare

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Wenn der Euro zerbricht, dann zerbricht Europa, das ist die Weisheit,
die die deutsche Bundeskanzlerin dem entgegen ruft. Zynischer geht es
kaum. Es ist das verfluchte Kapital, an dem die Menschen zerbrechen,
eine Münze, und mit den Menschen zerbricht der europäische Zusammenhalt.
Jeder vernünftige Mensch kann das sehen doch die Politik, jene
Politiker, die doch im guten Glauben gewählt wurden, um dem Menschen zu
dienen, sie stellen sich blind.
Wohin steigende Arbeitslosigkeit führt, das hingegen ist hinreichend
bekannt, und selbst für Angela Merkel sollte es kein Problem sein,
einmal ein Geschichtsbuch aufzuschlagen und vielleicht doch einmal etwas
intensiver die historischen Ereignisse zu studieren, die zum ersten und
in ihrer drastischsten Art erneut 1933 Europa in den Abgrund rissen.
Schließlich schmückt sich "Madame No" mit einem Doktortitel. Aber auch
der Opposition sei zu einem Blick in die Historie Europas geraten.
Der Euro überlebt, indem er auf dem Rücken der Menschen wächst, wie
ein Krebsgeschwür. Ein ansteckendes gar. Immer mehr Menschen werden
infiziert, der Euro, das Kapital hingegen, es wandert weiter,
fluchtartig sucht es sich immer schneller neue Opfer und die politischen
Akteure stellen sich blind.
Das Kapital flüchtet immer weiter und verwischt auf seinen
undurchsichtigen Wegen mit Hilfe generöser politischer Beihilfe alle
Spuren, entzieht so den Staatshaushalten jenes Geld, das sie für soziale
und bildungspolitische Zwecke dringend benötigen würden. Doch es
scheint jene, die von den Menschen gewählt wurden, um zum Wohle der
Menschen zu handeln, nicht im geringsten zu interessieren, denn für sie
zählt nur die eigene Wiederwahl, die eigene gut gesicherte Existenz,
europaweit!
Der europäische Mensch zählt nicht
Wie wenig der Mensch zählt, wie viel mehr wert die schnöde Münze
geworden ist, das kann man an einem einfachen Beispiel bestens
demonstrieren, nämlich am Umgang mit Menschenleben am Flughafen BER.
Alleine einer Kleinen Anfrage der Piratenpartei ist es zu verdanken,
dass bekannt wurde, dass am im Bau befindlichen neuen Berliner
Großflughafen inzwischen 4 Menschen ums Leben kamen. Nicht einmal der
Regionalleiter der Gewerkschaft in Berlin und Brandenburg, Rainer
Knerler hat bis zur Anfrage der Piratenpartei von dieser hohen Zahl
Kenntnis gehabt, wie der Spiegel berichtet.
Wenn aber stadtintern Todesfälle an quasi landeseigenen Großprojekten
die politischen Akteure, und der Bürgermeister sitzt im Aufsichtsrat,
nicht mehr interessieren, weshalb sollte dann die Bundeskanzlerin sich
für das Leid der Menschen in Spanien oder Griechenland interessieren,
die wegen der Finanzkrise das Dach über dem Kopf verlieren, vielleicht
bereits jetzt erfroren sind, denn es ist derweil kalt in ganz Europa.
Warum sollten die allgemeinen Medien, bei denen oft genug Akteure der
Regierungsparteien Kontrollfunktionen besetzen, darüber informieren,
wenn das doch zu Unmut in einer ohnehin aufgeheizten Atmosphäre führen
würde? Die Menschen verstehen die Rettungsversuche, das Gezerre im
Euroraum ohnehin nicht, haben es nie verstanden, weil kein einziger
Politiker ihnen den Sinn verständlich aufzubereiten vermochte. Und je
länger die Krise anhält, umso weniger glauben sie auch nur ein Wort von
Sinn oder Zweck der hektischen Aktionen, der immer schnelleren
Kapitalverbrennung, die angeblich sie, die Steuerzahler nichts kosten
soll.
Sie kostet aber, auch wenn es der Bürger nicht auf den ersten Blick
sieht. Eltern bemerken es seit Jahrzehnten an einem sich immer weiter
verschlechternden Bildungssystem. Dieses ist auch Ausdruck der Spaltung
der Gesellschaft. Um diese zufriedenstellen zu können, ruhigzustellen,
werden politische Akteure immer kreativer. Der neuste Schwachsinn lautet
Mütter bleibt daheim, wir zahlen euch eine Gluckenprämie, da
Klagewellen wegen fehlender Kinderbetreuungsplätze uns noch wesentlich
teurer kämen, die Welt sehen würde, dass sämtliche Gutachten richtig
lagen, die stets genau das beurkundeten, weil dann das marode System mit
fehlender frühkindlicher Bildungschance für alle Kinder zu
offensichtlich enttarnt wäre.
Zerstörte Zukunftschancen
Jetzt aber ist offensichtlich, wie sehr die Gesellschaft gespalten
ist, wie sehr die Mittelschicht, sofern es sie überhaupt noch gibt,
geschrumpft wurde. Am Schulsystem wird dies sichtbar. Es gibt keine
Dreiklassengesellschaft mehr, die einst aus Unter- , Mittel- , und
Oberschicht bestand, wovon das dreigliedrige Schulsystem zeugte, das aus
Haupt- , Realschule , und Gymnasium bestand. Die
Zweiklassengesellschaft aus Arm und Reich hat sich festgefressen. Schon
wird der Ruf nach einem neuen Schulsystem laut, wie ihn der Tagesspiegel
beschreibt: Wir brauchen Schultypen für bildungsnahe - und bildungsferne Schichten.
War es früher schon schwierig genug, sich von einem System in das
nächste hoch zu arbeiten, so ist jetzt klar, es ist durch die
europäische Krise noch schwieriger zu werden, gesellschaftlich den
Anschluss zu behalten, den Aufstieg zu schaffen. Deutschland beweist
wohl den anderen Europäern gerade deutlich, wohin der Weg in Europa
führen soll, sofern man Deutschland die Hauptrolle, die Führungsrolle
weiterhin fast widerspruchslos überlässt, nämlich geradewegs hinein in
eine Klassengesellschaft nach russischem Vorbild.
Wie diese neue Gesellschaft dann mit Menschen umgeht, speziell mit
ihren Ärmsten, das sehen wir an den Zwangsräumungen und in brutalster
Form äußert sich das bereits jetzt an der Flüchtlingspolitik, wie man
gerade in Berlin sieht, wo die Polizei den Wärmebus vom Brandenburger
Tor, der den dort seit Wochen ausharrenden Flüchtlingen diente, in der Nacht abschleppen lies.
Die Armut, das Elend gehört nicht in die Hauptstadt, der umworbene
Tourist darf dadurch nicht belästigt werden, der Deutsche soll nicht
sehen, wie Armut aussieht, noch nicht. Ganz zu schweigen von der
Neokonservativen neuen grünen Elite, die dort täglich auf ihrem Weg ins
warme Parlament umweltneutral durchradeln muss. Das würde kein
uniformierter, treuer Staatsbeamter (Polizist) den zartbeseiteten
Gemütern zumuten ...
In den Foren der Medien, die darüber berichten, tobt derweil der
blanke braune Hass jener, die derweil zu dem Teil der Gesellschaft
gehören, der derzeit am schnellsten wächst, den Ärmsten und jener von
Armut bedrohten einst gutsituierten Mittelschicht, jenem Dreiviertel der
neuen Zweiklassengesellschaft, wenn es denn nicht wesentlich mehr sind.
Europa muss nur genau hinsehen.
Und noch offener wird die gesellschaftliche Spaltung in Athen und
Madrid sichtbar, schon länger, brutaler als in Berlin, als in
Deutschland, weil ihr eben dort die Regierung hin und wieder ein paar
Brotkrumen verächtlich hinwirft, damit sie schweigt, wie eben am
Betreuungsgeld und am Puzthilfenzuschuß sichtbar wird. Zynischer geht es
nimmer. Es zählt nicht der Mensch, es sind seine Aufstiegschancen
irrelevant, solange nur ein paar Großaktionäre und Anteilseigner von
Banken und der Wirtschaft ihr Kapital quer durch Europa von einem Ort
zum anderen mit politischer Beihilfe in Sicherheit bringen können.
Zerbricht der Euro, dann zerbricht Europa, die wohl größte Lüge aller
Zeiten, die alleine den Reichsten und ihnen verbundenen Parteien wie
denen, die bis auf Die Linke im Bundestag sitzen dient.
Und ihnen allen voran rennt die neue giftgrüne Elite, ein vielleicht
25% reiches, das "Neokonservatives Bügertum" vertretende Klasse mit
ihren heuchlerisch angeblich ach so menschenfreundlichen Parolen, die
angeblich die Ärmsten bemitleiden und vertreten wollen, genau diesen
aber jene Kosten alleine aufbürden, die sie selbst nicht zu tragen
bereit sind. Gemeint ist, sie vertreten auch eine wirtschaftliche Elite,
die von sämtlichen Bürden der Klimapolitik befreit sein müssen und ihre
ihnen dienenden Banken, damit ihr Geld gesichert sei. ...
Dächte man hingegen an die Menschen, so könnte man heute schon sehen,
zerbrechen die Menschen am Euro und an dem, was diese Währung die
Menschen europaweit kostet, dann zerbricht Europa am rechten Hass. So
einfach ist das!
denise-a. langner-urso/menschenzeitung.de