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Folgen Mugabe-Sieg Unruhen wie in Kenia?

Von Georg Friesenbichler

Politik

Opposition strebt Stichwahlen an. | Wirtschaftslage ist katastrophal. | Harare/Wien. Das Engagement in Österreich war lange geplant. Statt Anfang April kam "Iyasa" aber schon am 28. Februar - aber nicht, weil man unbedingt beim "Be a Mensch"-Konzert in der Wiener Stadthalle auftreten wollte, zu dem man pünktlich eintraf. Vielmehr plagte die zwölf Tänzer und Sänger des Ensembles die Sorge, dass sie ihr Land vielleicht nicht mehr hätten verlassen können. Denn am Samstag wird in ihrer Heimat Simbabwe gewählt.


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Den afrikanischen Künstlern geht es wie dem Oppositionskandidaten Morgan Tsvangirai: Sie haben Angst davor, dass der Wahl, in der Präsident und Parlament bestimmt werden, Unruhen folgen, die jenen in Kenia ähneln. Dort kamen Anfang des Jahres 1500 Menschen ums Leben, Hunderttausende wurden vertrieben.

Anlass für die Krise in Kenia war, dass sich die Oppositionsanhänger bei den Wahlen im Dezember durch offensichtlichen Betrug bei der Auszählung um ihren Erfolg gebracht fühlten. Ähnliches könnte auch in Simbabwe bevorstehen. Denn wenn auch die Wahlwerbung diesmal weniger behindert wurde als bei vergangenen Wahlen, lässt der 84-jährige Machthaber Robert Mugabe nichts unversucht, um auch diesmal die Nase vorne zu haben.

Hunger als Wahlhilfe

Einschüchterungen hat Amnesty International auch diesmal bereits vermeldet. Wahlbeobachter sind nur aus befreundeten Staaten aus Afrika und Asien zugelassen. Entgegen ursprünglichen Vereinbarungen werden in den Wahllokalen Polizisten stehen - offiziell, um Analphabeten und Behinderten beim Wählen behilflich zu sein. Dabei zählt die hohe Alphabetisierungsrate zu den großen Verdiensten des seit 1980 regierenden Mugabe. 90 Prozent der Einwohner können lesen.

Die Arbeitslosenrate liegt allerdings trotzdem bei 80 Prozent. Seinen größten Misserfolg, die katastrophale wirtschaftliche Lage des Landes, weiß der Präsident nun noch im Wahlkampf zu nutzen. Den Stammeshäuptlingen, die sich für die Opposition aussprechen, wird nämlich einfach die Nahrungsmittelhilfe verweigert. Und von dieser ist laut Schätzungen ein Viertel der Bevölkerung abhängig. Mugabes Partei Zanu-PF verteilt bei ihren Wahlkampfauftritten hingegen großzügig Säcke mit Maismehl.

Das kommt besonders in den ländlichen Gebieten gut an. Dort, wo 60 Prozent der knapp acht Millionen Einwohner leben, hat Mugabe ohnehin seinen stärksten Rückhalt. Dort wird noch am ehesten honoriert, dass er in einem Gewaltakt die 4000 weißen Farmer, die 70 Prozent des besten Landes besaßen, enteignet hat.

Horrende Inflation

Dass die schlecht ausgebildeten Bauern, an die das Land verteilt wurde, sie nicht wirklich ersetzen konnten, hat wesentlich zur Krise beigetragen.

Mittlerweile liegt die Inflation bei unglaublichen 100.500 Prozent. Im Januar wurden Scheine im Wert von zehn Millionen Simbabwe-Dollar ausgegeben. Dafür konnte man sich im März gerade ein Brot kaufen. Wer 100 US-Dollar in die Landeswährung wechselt, schleppt 20 Kilo Scheine mit sich herum. Das Gesundheitswesen ist zusammengebrochen. Weil rund zwei Millionen Menschen mit dem Aids-Virus verseucht sind, ist die Lebenserwartung auf unter 40 Jahre gesunken.

Das alles sind Gründe dafür, dass sich die beiden Oppositionsführer Morgan Tsvangirai und Simba Makoni dennoch Chancen ausrechnen, zumindest in eine Stichwahl zu kommen. Sie sind die Spitzenkandidaten der konkurrierenden Flügel des "Movement for Democratic Change" (MDC). Vor allem Makoni, einst Finanzminister unter Mugabe, hat neuen Schwung in den Wahlkampf gebracht. Manche sehen seine Vergangenheit in der Zanu-Partei freilich mit Misstrauen.

Die besten Chancen sind trotzdem Mugabe einzuräumen. Er hat die wenigen Medien im Land hinter sich. Zudem soll er die Wählerlisten manipuliert haben. Die Hoffnung der Opposition richtet sich darauf, zumindest bei den Parlamentswahlen die Zweidrittelmehrheit zu verhindern, die Zanu bisher innehat.

Der Armeechef Simbabwes hat bereits angekündigt, nur Mugabe als Präsidenten anerkennen zu wollen. Die Sicherheitskräfte stehen zur Unterdrückung von Unruhen bereit.

Grund genug also für das "Iyasa"-Ensemble, sich Sorgen zu machen. Dem Auftritt zusammen mit befreundeten österreichischen Musikern in der Wiener "Kulisse" am Montag folgen daher nicht nur Bühnenstücke im Frühjahr. Die Tournee wurde auf Tschechien ausgedehnt. Erst im Spätherbst will man wieder in die Heimat zurück.

+++ Die Kandidaten - ein Despot, ein Ex-Minister und ein Gewerkschafter