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In Festspielzeiten samt ihren populär gestalteten Ausläufern - z. B. am Montagabend das Defilee der Buhlschaften und Jedermänner bei Gottschalk in ORF 2 - tut es ganz gut, einmal auszuatmen; sich auf die Wurzeln der höheren Kunst zu besinnen - die Volkskultur. Wolfgang Kos präsentierte in den "Spielräumen" die erste von drei Folgen mit Aufnahmen vom legendären Newport Folkfestival 1959 bis 1965. Es klang nicht nur wie aus einem anderen Jahrhundert, sondern wie aus einer anderen Zeit und einer anderen Welt. Da wurde Dylans lüftiger Evergreen "Blowin' In The Wind" von einem Massenchor gleichsam zu Brei zersungen, sägte Joan Baez' Vibrato einmal mehr am Trommelfell - war das Ganze von der Botschaft ("Freedom" etc.) und vom Dokumentarischen her besonders wertvoll, musikalisch jedoch matt bis erschreckend schwach. Zwar ohne Botschaften, aber musikalisch ohne jeden Schwachpunkt kam dafür zwei Stunden später die Sendung "Aufhorchen - Volkskultur aus Niederösterreich" aus. Wir hörten Volksmusik aus NÖ und dem näheren (Bundes-)Ausland. Ergötzten uns an Legenden des Metiers von damals und heute - z. B. dem Edler Trio, den Geschwistern Buchberger, den Hochfellnern oder Roland Neuwirth, Alles, was der Volksmund so drauf hat an Witz, Spott, Gefühl & Poesie, war vertreten.
Den besonderen Reiz dieser landestypischen Programme der Regionalstudios macht der Zungenschlag der Moderatoren aus. Bei Franz Gumpenberger und seinem "Bei uns dahoam" aus OÖ hört der mit seiner Heimat eng Vertraute das (Obere) Mühlviertel heraus. "Aufhorchen"-Sprecher Hans Schagerl klingt nicht weit weg davon - aber eben doch nieder- und nicht oberösterreichisch. Und bei den Salzburgern - Fritz Schwärz & Co - hört man die (höhere) Bergwelt heraus. Feine Sachen, hausgemacht.