Die heimische Fondsbranche hat erneut Grund zum Jubeln: Das Marktvolumen ist 1999 um rund 41% auf 1.050 Mrd. Schilling gestiegen. Publikumsfonds erreichten 590 (nach 421) Mrd. Schilling, Fonds für | Großanleger kamen auf 460 (nach 324) Mrd. Schilling. Einziger Wermutstropfen: Der erwartete Run auf die Pensionsinvestmentfonds (PIFs) ist ausgeblieben.
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PIFs wären für die Anleger viel attraktiver, könnte über das einbezahlte Kapital flexibler verfügt werden, meinen die Geschäftsführer der mit 21% Marktanteil größten heimischen
Investmentgesellschaft Raiffeisen KAG, Mathias Bauer und Martin Sardelic.
Die im November des Vorjahres ergangene Verordnung des Finanzministers, mit der die Möglichkeit der vorzeitigen Kapitalentnahme in Notfällen und die Option, das gesamte angesparte Kapital ausbezahlt
zu bekommen, gestrichen worden war, soll nun im Rahmen der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖ IG) vehement bekämpft werden. Wie Bauer, der auch Vorstandsvorsitzender der VÖIG
ist, gestern in einer Pressekonferenz ankündigte, würden nun Anleger gesucht, die sich durch die Verordnung in ihren Rechten verletzt fühlen und mit deren Hilfe man auf dem Rechtsweg die Aufhebung
der Verordnung durchsetzen wolle.
Man könne aufgrund des unterschiedlichen Leistungsumfanges nicht alle Vorsorgeprodukte über einen Kamm scheren, betonte Bauer und strich heraus, daß etwa bei einer Lebensversicherung Leistungen schon
vor dem Pensionsantritt möglich seien, z.B. bei Erwerbsunfähigkeit.
2000 wird Jahr der Aktien
Die Investmentfondsgesellschaften erwarten für heuer einen weiteren Anstieg des Fondsvolumens um 30% oder 300 Mrd. auf rund 1,4 Bill. Schilling. Bei den Aktienfonds geht die Raiffeisen KAG in
ihrer Prognose für den Gesamtmarkt 2000 mit einer Ausweitung von 102 Mrd. auf bis zu 250 Mrd. Schilling aus. "2000 wird das Jahr der Aktien", prophezeit Bauer. Europäische Aktienfonds erzielten im
vergangenen Jahr eine Performance von 39,8% (Gesamtmarkt) bzw. 52,5% (Raiffeisen), internationale Aktienfonds kamen auf 37,1% bzw. 54,6%, während etwa Euro-Anleihenfonds ein Minus von 1,8%
(Gesamtmarkt) bzw. von 2,6% (Raiffeisen) verbuchten. Dies werde sich auf die Produktpalette entsprechend auswirken, sagte Bauer. Der Anteil der Aktienfonds an den Publikumsfonds beträgt derzeit erst
5%. Wie Sardelic ausführte, entfiel allerdings 1999 vom "Neuabsatz" bei den Publikumsfonds in Höhe von 11,4 Mrd. Euro bereits fast ein Viertel auf Aktienfonds, ein Trend, der anhalten sollte. "Wir
orten eine deutliche Verhaltensänderung der Kunden", sagte Sardelic. Von den Kunden der Raiffeisen KAG, die ihr Fondsvolumen 1999 von 170 Mrd. auf 217 Mrd. Schilling ausweiten konnte, würden bereits
32% in ihren Ansparverträgen auschließlich auf Aktienfonds setzen.