Zum Hauptinhalt springen

"For Women in Science" ist beste Antwort darauf

Von Christa Karas

Wissen

Der Wirbel um den Präsidenten der Harvard-Universität Lawrence Summers nach seiner umstrittenen Aussage, wonach Frauen die "innere Befähigung" zu besonderen Leistungen in Naturwissenschaft, Mathematik und Technik fehle, reißt nicht ab. Der Ökonom und ehemalige Finanzminister unter US-Präsident Bill Clinton, der seit dreieinhalb Jahren an der Spitze der Universität steht, hat seine Erklärung unterdessen zwar bedauert, an seiner Einstellung dürfte sich aber wohl nichts geändert haben. - Eine besondere Antwort darauf wird Summers am morgigen Donnerstag erhalten, wenn in Paris die diesjährigen L'Oreal-UNESCO-Auszeichnungen "For Women in Science" an fünf Spitzenphysikerinnen verliehen werden.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

In einer Veranstaltung zum Thema "Diversifying the Scientific and Engineering Workforce" hatte Summers mehrere Gründe für die mangelnde Repräsentanz von Frauen in Spitzenpositionen in Naturwissenschaft und Technik angeführt. So zeigten Frauen wegen ihrer Familien geringere Bereitschaft zu den geforderten langen Arbeitszeiten, und es gebe Unterschiede bei der "inneren Befähigung" der Geschlechter für Naturwissenschaft und Technik. Der Wirtschaftswissenschafter zog zur Illustration seiner biologistischen These die Beobachtung seiner Tochter heran. Das Mädchen habe Spielzeugautos "Daddy Truck" und "Baby Truck" genannt und mit ihnen wie Puppen gespielt.

Die Universitätspräsidentinnen von Princeton, die Molekulargenetikerin Shirley Tilghman, und des Massachusetts Institute of Technology (MIT), die Neurobiologin Susan Hockfield, sowie der Universitätspräsident von Stanford, der Computerwissenschafter John Hennessy, haben gemeinsam gegen Summers Aussagen protestiert: "Die Gesellschaft muss nicht fragen 'Können Frauen in

Mathematik, Naturwissenschaft und Technik überhaupt hervorragende Leistungen erbringen', denn Marie Curie hat dieses Vorurteil vor einem Jahrhundert bereits zerstört, sondern ,Wie können wir mehr Frauen mit besonderer Begabung zu Karrieren in der Wissenschaft ermutigen'."

Positiv: In Folge der Kontroverse um Summers wurden in Harvard zwei Arbeitsgruppen gebildet. Sie sollen die Karrieren von Studentinnen und akademischen Mitarbeiterinnen in Naturwissenschaft und Technik fördern und mehr Professorinnen an die Fakultät holen. Derzeit sind rund 20 Prozent des Harvard-Lehrkörpers Professorinnen.

Hochdotierte Förderung

Vor sieben Jahren kamen der französische Kosmetikkonzern L´Oreal und die UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) überein, ein spezifisches Programm zur Förderung von Frauen in den Naturwissenschaften ins Leben zu rufen, das im Vorjahr bekräftigt und um weitere fünf Jahre verlängert wurde. Rund 2.000 internationale WissenschafterInnen nominieren dafür geeignete Kandidatinnen aus den Bereichen Life Sciences und Materials Sciences, die abwechselnd zum Zug kommen. Eine internationale Jury, der zwei Nobelpreisträger angehören, entscheidet über die Vergabe von Preisen und Stipendien.

Passend zum heurigen Jahr der Physik sind es nun fünf Spitzenphysikerinnen aus Afrika, Asien, Europa, Nord- und Südamerika, die morgen, Donnerstag, in Paris die mit je 100.000 Dollar dotierten Auszeichnungen "For Women in Science" entgegen nehmen werden, weitere 15 junge Forscherinnen aus dem Bereich der Biowissenschaften erhalten die mit je 20.000 Dollar dotierten Stipendien. For "Women in Science" ist das einzige Programm, das weltweit Spitzenforscherinnen auszeichnet und damit Vorbilder für Frauenkarrieren in der Wisenschaft rund um den Erdball schafft.

Forscherinnenporträts

Die "Wiener Zeitung" veröffentlicht in den kommenden Wochen die Porträts der fünf diesjährigen Preisträgerinnen von "For Woman in Science" und ihrer Arbeitsgebiete.