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Förderbank: Große Firmen bevorzugt

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Moser: Kriterien bei Staatshaftungen für KMU angleichen. | Eigene Banklizenz für AWS liegt auf Eis. | Alpbach. Zunächst als große Innovation im Rahmen der österreichischen Konjunkturhilfen gefeiert, finden Staatshaftungen für Überbrückungskredite kleiner und mittelgroßer Firmen (KMU) kaum Abnehmer. Grund dafür ist, dass nur ein kleiner Teil der Interessenten die vorgeschriebenen Bonitätskriterien erfüllt, Gespräche auf politischer Ebene über eine Aufweichung der Risikoregeln laufen bereits (die "Wiener Zeitung" berichtete).


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Am Rande des Alpbacher Finanzsymposiums hat Johann Moser, Chef der staatlichen Förderbank Austria Wirtschaftsservice (AWS), am Donnerstag eine Gleichstellung von KMU bei den Zugangskriterien zu staatlichen Kreditgarantien gefordert. Für Großbetriebe startet gerade die Verteilung - eines aus dem Bankenpaket abgezweigten - 10 Mrd. Euro schweren Garantiekuchens. Bonitäts-Voraussetzung für eine solche staatlichen Kredithaftung von jeweils maximal 300 Mio. Euro ist laut Gesetz, dass die Firma vor dem 1. Juli 2008 eine gesunde wirtschaftliche Basis aufweist und zu erwarten ist, dass das Unternehmen seine Verbindlichkeiten vereinbarungsgemäß erfüllen kann.

Deutlich präziser wirken die Auflagen für AWS-Kredithaftungen für kleinere Firmen: Unter anderem müssen diese für die Jahre 2006 und 2007 mindestens eine Eigenkapitalquote von 8 Prozent aufweisen - für viele eine große Hürde. Moser könnte sich vorstellen, dieses Kriterium nur für eines der beiden Jahre zu verlangen. Wünschenswert wäre aber eine weitere Annäherung an die Richtlinien der Großunternehmens-Garantien, so der AWS-Chef.

Karl Sevelda, Vorstandsmitglied der Raiffeisen Zentralbank, drängt auf eine rasche Umsetzung der Groß-Haftungen. Allerdings ortet er die Nachfrage eher im Zusammenhang mit langfristigen Investitionsfinanzierungen - weniger bei der Überbrückung kurzfristiger Liquiditätsengpässe. Letztlich seien die Zusatzkosten relativ hoch: Das Haftungsentgelt betrage mindestens 0,4 Prozent der garantierten Summe. Darüber hinaus müssen volle Kreditgebühren bezahlt werden, was von vielen Unternehmen sonst oft durch vertragstechnische Tricks umgangen wird.

"Keine Liquiditäts-, sondern Bonitätskrise"

Die Pläne einer eigenen Banklizenz für direkte Kreditvergabe hat das AWS laut Moser auf Eis gelegt. Ursprünglich hätten bis 2011 zusätzlich bis zu 600 Mio. Euro an Unternehmen vergeben werden sollen. Derzeit sehe man aber "keine Liquiditätskrise", so Moser, "sondern eine Bonitätskrise".