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Papierindustrie bezüglich Holzbezug im Wettbewerb mit Biomasse-Heizwerken.
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Wien. "Holz hat einen enormen Wert - und es wird einfach in Biomasse-Heizwerken verfeuert", beklagte Wolfgang Pfarl, Präsident der Austropapier, am Mittwoch. "Die Förderpolitik leitet Holzströme fehl." Eigentlicher Anlass waren die neuesten Zahlen über die Entwicklung der Papierindustrie in Österreich, die ihre Produktion - trotz europäischen Abwärtstrends - im Vorjahr gegenüber 2011 um 2,1 Prozent gesteigert hat. Abseits dieser Jubelmeldung wurde allerdings der besorgniserregende Mangel am Ausgangsstoff Holz deutlich. Rund die Hälfte des Papiers in Österreich wird daraus hergestellt - die andere Hälfte ist recyceltes Altpapier.
Der Anteil des importierten Holzes hat laut Pfarl "enorme Ausmaße angenommen": Die Holzimporte der Zellstoff- und Papierindustrie mussten seit 2005 mehr als verdoppelt werden und liegen bereits bei 34 Prozent. Der Grund dafür: "Wir stehen im Wettbewerb mit den Biomasse-Heizwerken - und es ist ein unfairer Wettbewerb, der uns in zweifacher Hinsicht trifft", so Pfarl. Einerseits bekrittelte er die "massive Förderung ineffizienter Energiegewinnung", durch die Energie insgesamt teurer werde, andererseits werde dadurch auch Holz rar und kostspielig. Die im Entwurf für das Energieeffizienzgesetz geplante Förderung ausschließlich kommunaler Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sei daher klar abzulehnen. Werden doch Pellets aus den gleichen Holz- und Sägenebenprodukten hergestellt, wie sie für die Papierindustrie wichtig sind. "Einige Fabriken leben bereits von der Hand in den Mund", so Pfarl, "sie haben nur Rohstoffvorräte für einige Tage. Da gibt es die Gefahr eines möglichen Stillstands."
Produktion 2012 gesteigert
Diese Tatsache ist laut Pfarl besorgniserregend und trübt die Freude über die Produktionssteigerung auf fünf Millionen Tonnen Papier, Karton und Pappe im Vorjahr. Der Erlös war trotz dieses Anstiegs rückläufig. Er betrug 700 Euro je Tonne, und auch der Gesamtumsatz der Branche sank gegenüber 2011 um 0,5 Prozent auf vier Milliarden Euro.
Grund für das Produktionsplus war laut Pfarl, dass die europaweite Produktion im Vorjahr um 1,7 Prozent auf 92 Millionen Tonnen fiel, wovon heimische Standorte profitierten. Gleichzeitig stieg die Exportquote auf 87 Prozent, was "der Treiber der positiven Entwicklung in Österreich" war. Da die Erlöse bei Exportwaren allerdings geringer ausfallen als im Inland, sei der durchschnittliche Erlös gesunken.
Betrachtet man die einzelnen Sortengruppen, klaffen die Entwicklungen stark auseinander. Denn während etwa die Produktion von Faltschachtelkartons um drei Prozent zunahm, sank jene von Zeitungsdruckpapier um sieben Prozent. Den Grund dafür sieht Pfarl im Trend zu Online-Medien.