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"Ich denke, es ist vieles verloren gegangen", klagte der vierfache Formel-1-Champion Sebastian Vettel nach dem Saisonauftakt in Melbourne. Damit meinte der Deutsche nicht etwa die verlustig gegangene Dominanz des Red-Bull-Boliden oder seine gerissene Siegesserie, sondern - und jetzt bitte anschnallen - die zu leisen Motoren der neuen Turbogeneration. Gut, einem Großteil der Weltbevölkerung ist die Formel 1 relativ egal, und nicht wenigen sind die fanatischen Fans, die den Im-Kreis-Fahrern zusehen, eher suspekt - nicht, weil sie die Faszination nicht nachvollziehen können, sondern weil sie einen Sport von Testosteron-gesteuerten Machos vermuten. Durch die Aussagen von Vettel, einigen Fahrerkollegen und vielen Fans, die sich ebenfalls über das miezekatzenartige Schnurren der Motoren statt des Löwengedonners beklagen, ist dieses Klischee eindrucksvoll bestätigt. In der Formel 1 geht es also nicht um spektakuläre Überholmanöver, gefinkelte Taktik und ausgeklügelte Technik, sondern man will sich am Motorengedröhn berauschen. Dabei verstand sich die Formel 1 immer auch als Entwicklungsabteilung, die viele Innovationen von den Grand-Prix-Strecken auf reale Straßen transferiert. Sparsame, leise Hybridmotoren sind daher genau der richtige Ansatz, weil damit im Alltag Millionen lärm- und feinstaubgeplagten Menschen Erleichterung verschafft würde. Wenn Fans wie Fahrern das Gedröhn abgeht, sollten sie einfach mal an die Südosttangente kommen. Nicht für zwei, sondern für 24Stunden. Ein Leben lang.