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"Wir haben ja keinen Mangel, sondern ein Verteilungsproblem." Es ist ein Satz, wie man ihn im Zusammenhang mit der Finanz- und Wirtschaftskrise zuletzt immer wieder gehört hat. Dass zu jenen Rufern, die Gerechtigkeit für die Armen und Schwachen einfordern, auch der ehemalige Formel-1-Boss Max Mosley zählt, ist da doch etwas neu. "Wenn es so weitergeht, dann bricht die Formel 1 zusammen", hatte er am Dienstag im Vorfeld des Grand Prix von China gemeint und die ungleiche Einnahmenverteilung kritisiert. "Was passieren muss, ist, dass das Geld, das durch Bernie Ecclestones Vermarktung in die Formel 1 kommt, unter allen Teams gleichmäßig verteilt wird", betonte er.
Klingt nach Karl Marx? Ist es auch - und bedeutet: Bedürftige Rennställe wie Sauber, Force India oder Lotus erhielten künftig eine saftige Mindestsicherung in Millionenhöhe. "Reiche" Teams wie Mercedes, Ferrari oder Red Bull müssten Abstriche machen. Das ist exakt das, was Volkswirte "Bedarfsgerechtigkeit" nennen. Oder mit Marx ausgedrückt: "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen." Dem gegenüber steht der Begriff der "Leistungsgerechtigkeit". Heißt: Nicht die Fähigkeit oder das Bedürfnis sind entscheidend, sondern allein die Leistung des Einzelnen. Wer Ergebnisse liefert, soll auch mehr von Ecclestones Millionen naschen dürfen.
Klingt alles einleuchtend, aber wirklich tauglich für die Formel 1 sind beide Modelle nicht. Alle Teams "bedarfsorientiert" über einen Kamm zu scheren, wäre genau so ein Fehler wie der, die etwas weniger leistungsstarke Konkurrenz - wie bei Marussia und Caterham geschehen - gnadenlos in die Insolvenz zu zwingen. Ein Instrument zur Drosselung des Gigantismus in der Königsklasse könnte die Einführung von Budgetlimits und Gehaltsobergrenzen sein. In der amerikanischen Eishockey-Liga NHL sind solche Regeln bereits Usus. Damit wäre fürs Erste wohl auch Marx einverstanden.