Neuer Anlauf auf dem Weg zum mythischen Jungbrunnen.
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Boston. Die menschliche Alterung könnte künftig verlangsamt und vor allem der Ausbruch von typischen Alterskrankheiten verhindert werden. Forscher der Mayo-Klinik im US-Bundesstaat Minnesota nehmen einen neuen Anlauf auf dem Weg zum mythischen Jungbrunnen. Sie haben in Mäusen sogenannte "Todeszellen" beseitigen können, die sich im Körper im Laufe der Jahre ansammeln.
Seit über einem halben Jahrhundert war bekannt gewesen, dass sich die Körperzellen im Alter langsamer teilen. Wenn sie gänzlich aufhören, sich zu teilen, dann werden sie zu sogenannten Todeszellen. Der menschliche Körper scheidet diese Zellen aus. Doch je älter sie werden, desto weniger tote Zellen werden ausgeschieden. Bei sehr alten Leuten können sie bis zu 15 Prozent des menschlichen Körpers ausmachen. Bisher konnte kein eindeutiger Zusammenhang der toten Zellansammlungen mit Alterskrankheiten nachgewiesen werden. Doch die Forschungen der Mayo-Klinik an Mäusen haben nun gezeigt, dass es einen solchen Zusammenhang gibt.
Länger gesund bleiben
Bei Mäusen, denen die Forscher diese Zellen entfernt hatten, traten eindeutig weniger Altersprobleme auf. "Indem wir diese Zellen beseitigen, könnten wir eines Tages die Verbindung zwischen der Alterung und Krankheiten wie Schlaganfall, Herzkrankheiten, Krebs und Demenz aufbrechen", sagt James Kirkland, Ko-Autor der Studie. "Das könnte die Behandlung von chronischen Alterskrankheiten radikal ändern."
Die behandelten Mäuse blieben deutlich gesünder und schienen jünger zu bleiben als ihre unbehandelte Vergleichsgruppe. Irreversible Krankheiten, wie der graue Star, verschwanden dadurch nicht. Aber der Muskelverlust und die Faltenbildung, die mit der Alterung verbunden sind, wurden gestoppt. "Unsere Entdeckung demonstriert, dass unser Körper Zellen ansammelt, die altersbedingte Krankheiten auslösen", sagt Jan van Deursen, ein weiterer Autor der Studie. "Therapeutische Eingriffe, mit denen diese Zellen beseitigt werden oder ihre Wirkung blockiert wird, können einen Weg bieten, wie wir viel länger gesund bleiben." Es gehe dabei nicht nur um die Verlängerung des Lebens, sondern in erster Linie um die Erhöhung der Lebensqualität.
Von Schmerzen befreien
Auch Forscher außerhalb der Mayo-Klinik gehen davon aus, dass es sich bei dieser Entdeckung um einen fundamentalen Fortschritt in der Altersmedizin handeln könne. "Ich bin begeistert von den Ergebnissen", sagt Norman Sharpless, ein Altersmediziner an der Universität von North Carolina. Judith Campisi vom kalifornischen Buck Institut für Altersforschung hofft, dass ältere Leute nun von vielen Schmerzen befreit werden können, die bisher ihren Alltag belasten. "Wir haben das Alter wie einen rostigen Nagel verstanden, für den man nicht mehr viel tun könne", sagt Campisi. "Aber jetzt kennen wir Prozesse, welche die Alterung treiben. Und wir wissen, dass wir auf diese Prozesse Einfluss nehmen können."