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Am Montag berichteten die "Dimensionen" in Ö1 über das Projekt H.O.R.S.T. Die Abkürzung steht für Human Origin Research and Survey Troup und umschreibt die Arbeit einer internationalen Gruppe von Anthropologen, die in Äthiopien nach dem Ursprung des Menschen sucht. - Und es scheint sich zu lohnen:
Im Forschungsgebiet der Gruppe wurde 1974 das gut erhaltene, 3,5 Millionen Jahre alte Skelett des Vormenschen "Lucy" entdeckt. Seither wurden zahlreiche weitere Fossilien gefunden, nicht nur (vor)menschliche, sondern auch solche von Flusspferden, Elefanten, ja sogar Muscheln - was beweist, dass es in dem heute extrem heißen und trockenen Gebiet früher reichlich Wasser gab, und dass in jener geradezu paradiesischen Landschaft alle Bedingungen erfüllt waren, um dort vor zirka 4 bis 5 Millionen Jahren die ersten aufrecht gehenden Individuen entstehen zu lassen. Deshalb ist, nach heutiger wissenschaftlicher Überzeugung, der Ursprung der Menschheit dort anzusiedeln.
In der Sendung wurde aber auch über den Krieg gegen Erithrea (mit seinen bisher 100.000 Toten) im Norden, über die vom Hungertod bedrohten 2,8 Millionen Menschen im Süden des Landes gesprochen. Über die Tortur der dort noch geübten weiblichen Beschneidung, über Kolonialismus und Humanismus, über bedrängte Nomadenvölker und aussterbende Kulturen.
Mitglied und, wie ich ihn kenne, wohl auch Seele der Forschergruppe ist der Wiener Anthropologe Horst Seidler. Erst vergangene Woche hatte ich die Freude, ihn über seine Arbeit in Äthiopien und über seine Eindrücke aus diesem Land sprechen zu hören. Dem Projekt seinen Namen zu geben ist das Mindeste an Ehre, die man diesem hervorragenden Forscher und großen Humanisten erweisen kann.