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Im Tal gestorben und dann auf den Berg gebracht? +++ Forscher uneins. | Rom/Bozen. Laut - angeblich neuen - Forschungen herrscht Unklarheit über den tatsächlichen Ort, an dem Ötzi verstorben sein soll. Die im September 1991 in den Ötztaler Alpen entdeckte Gletschermumie soll - glaubt man den Forschungen des italienischen Wissenschafters Alessandro Vanzetti - nicht erst auf dem Similaungletscher verstorben sein, sondern bereits im Tal. Die Forscher stützen sich dabei auf Pollen-Auswertungen.
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Doch die These ist nicht unumstritten: Alexandra Fleckinger, Direktorin des Ötzi-Museums in Bozen, relativiert: "Es handelt sich hier um keine neue These, schon 2006 wurden Untersuchungen dazu auf einer Tagung vorgestellt." Zudem widerspricht Fleckinger Vanzettis These: "Es gibt aus archäologischer Sicht keine Belege dafür, dass Menschen in einer Höhe über 3000 Meter bestattet wurden." Vanzetti geht jedoch davon aus, dass es sich bei den bei Ötzi gefundenen Gegenständen um Grabbeigaben handelt. "Alle Waffen oder sonstige Dinge, die der Mann aus dem Eis mit sich geführt hat, können als Alltagsgegenstände interpretiert werden", sagt Fleckinger. Die gängige Forschungsmeinung geht davon aus, dass Ötzi vor seinem Tod in eine gewaltsame Auseinandersetzung verwickelt war, danach geflüchtet und am Gletscher verstorben ist. Vanzetti hingegen stützt sich auf ein Szenario, in welchem Ötzi im Tal starb, nicht bestattet werden konnte und daher vorübergehend an einen kühlen Ort gelagert wurde, wo er mumifizierte.
Erst Monate später soll die Leiche an die spätere Fundstelle gebracht worden sein. Auch der Universitätsprofessor für Ur- und Frühgeschichte Andreas Lippert zweifelt an Vanzettis These: "Dass der Mann im Tal gestorben ist und auf den Gletscher gebracht wurde, ist völlig auszuschließen." Der Mann wurde von hinten angegriffen und ist am selben Ort verstorben, so Lippert.
Widerlegte Annahme
Lippert, der 1991 bei den ersten Untersuchungen am Gletscher vor Ort war, betont, dass es sich bei Vanzettis These um eine sehr alte Annahme handle, die mit zahlreichen Studien widerlegt wurde. Fleckinger betont, dies sei ein neuer Impuls, die Dinge nochmals aus einer anderen Perspektive zu sehen, die gängige Forschungsmeinung sehe sie aber nicht in Gefahr.