Im Vorjahr war es die Vergabe des Chemie-Nobelpreises gewesen, die zu heftiger Kritik seitens der Forschungsgemeinschaft und in der Folge sogar dazu geführt hatte, dass namhafte Wissenschafter dann dem Verleihungsakt aus Protest ferngeblieben waren. 2003 ist zumindest von Unfairness beim Medizin-Nobelpreis die Rede.
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In ganzseitigen Zeitungsanzeigen hat der US-Forscher Raymond Damadian am vergangenen Freitag gegen die Vergabe des Medizin-Nobelpreises an zwei Kollegen protestiert: Er habe mit seiner Forschung die Grundlagen für die Magnetresonanztomographie (MRT) geschaffen, für die nun der Amerikaner Paul C. Lauterbur und der Brite Peter Mansfield ausgezeichnet werden, hieß es darin. Beide hätten lediglich technische Verbesserungen für das Verfahren entwickelt.
Ohne seine Arbeit gäbe es die MRT nicht, betonte Damadian und erklärte, er fühle sich vom Nobel-Komitee übergangen. Gemeinsam mit Lauterbur gewann er 1988 für die Entwicklung von MRT die National Medal of Technology.
Es bestehe wenig Aussicht, dass das Nobel-Komitee seine Entscheidung ändere, räumte Damadian ein. Er wolle mit der Kampagne aber darauf hinweisen, dass die Mitglieder des Nobel-Komitees nicht "die letzten Schiedsrichter über die die Geschichte der Wissenschaft" sein sollten. Ein Sprecher der Jury sagte, das Komitee stehe zu seiner Entscheidung.
Eine weitere Kritik: In den Nobel-Statistiken liegen die US-Amerikaner unaufholbar vorn. 277 der bisher 661 Nobelpreisträger kamen aus den USA. Dabei dominieren die US-Forscher in Wirtschaft und Naturwissenschaften mit großem Vorsprung. - Offenbar "zum Ausgleich" gingen bisher nur 11 von 100 Literatur-Nobelpreisen in die USA und Autoren wie etwa Philip Roth warteten auch heuer wieder vergeblich.
Von einer "erdrückenden Überlegenheit" der USA spricht Jonas Förare von der Schwedischen Akademie der Wissenschaften, die alljährlich die Preisträger für Physik, Chemie und Wirtschaft auswählt. "Dies zeigt den Erfolg der amerikanischen Investitionen in die Hochschulen." Die Nobel-Komitees müssten sich immer wieder Vorwürfen stellen, dass sie sich nicht ausreichend bemühten, Preisträger von außerhalb der USA zu finden, berichtet Lars Calmfors, der dem Nobel-Ausschuss für Wirtschaft angehört. "Wir achten aber nicht darauf, wo die Leute herkommen", betont Calmfors. "Es ist einfach so, dass die besten amerikanischen Universitäten wirklich sehr gut sind und talentierte Forscher aus aller Welt anziehen." (Internet: http://www.nobel.se/ und http://www.nobel.se/search/nationalities.html/ )