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"Forscher wandern bald nach China ab"

Von Eva Stanzl

Wissen
Heimsche Forscher klagen über zu wenig Geräte. Foto: bb

Bis zu eineinhalb Milliarden Euro nötig für die Anschaffung von Infrastruktur. | Alpbach/Wien. Wenn Österreich seinen Forschern nicht die nötigen Geräte zur Verfügung stellt, werden sie bald das Land verlassen. Und nach China oder Indien gehen, wo auf Wachstum in der Wissenschaft gesetzt wird. Dann hätte Österreich nicht nur wie derzeit zu wenig Fachkräfte, sondern auch weniger Spitzen-Wissenschafter, warnt der scheidende stellvertretende Vorsitzende des Rats für Forschung und Technologieentwicklung, Günther Bonn.


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Termingerecht zum Ende seiner Amtsperiode hat der Rat die Umsetzung des 2003 beschlossenen und nun ausgelaufenen Uni-Infrastrukturprogramms evaluiert. Im Rahmen des Programms hat der Bund insgesamt rund 150.000 Euro für Anschaffungen zur Verfügung gestellt. Nun haben Hochschulen (mit Ausnahme der Meduni Wien), Fachhochschulen, Privatuniversitäten und die 100 forschungsintensivsten Betriebe Österreichs eine Inventur aller Geräte und Räumlichkeiten erstellt, mit und in denen sie forschen.

Demnach gibt es 279 wissenschaftliche Großgeräte mit einem Anschaffungswert von ab 500 Euro, bilanziert der Rat in der "Erhebung österreichischer Forschungsinfrastruktur". Dazu kommen 262 Fachzentren, 92 Sammlungen, Archive und Datenbanken, 206 Räume und Gebäude, in denen wissenschaftlich gearbeitet wird, und 185 sonstige Einrichtungen.

Rund die Hälfte der Forschungsinfrastruktur wurde in den vergangenen fünf Jahren angeschafft. "Aber ohne Folgeprogramme werden wir an Wettbewerbsfähigkeit verlieren", warnt Bonn. Technische Geräte müssten alle fünf Jahre erneuert werden: "Wenn man hier nicht nachjustiert, werden Forscher ihre Aktivitäten in den asiatischen Raum verlegen", betont auch Noch-Ratsvorsitzender Knut Consemüller. Er empfiehlt ein Folgeprogramm für Unis und Fachhochschulen. International sei Österreich, was die Infrastruktur betrifft, nur bei vier Projekten federführend.

Derzeit reichen die Uni-Basisbudgets gerade für den laufenden Betrieb. Und der Wissenschaftsfonds, Fördergeber für Grundlagen-Projekte, finanziert weder Geräte noch Räume. Die befragten Institute wünschen sich jedoch bis 2014 bis zu 1,5 Milliarden Euro für die Forschungsinfrastruktur. Wenn sie ihre Situation aber schnell verbessern wollen, müssen sie wohl verstärkt mit anderen Institutionen kooperieren und Geräte teilen. Immerhin sieht das Budget 2011 kein Wachstum in der Wissenschaft, sondern Kürzungen von 1,3 Prozent vor.