Wissenschaftsfonds FWF förderte 2019 rund 700 Forschungsprojekte mit 237 Millionen Euro.
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Der Wissenschaftsfonds (FWF), Österreichs größte Agentur zur Förderung von Grundlagenforschung, investierte im Jahr 2019 insgesamt 237 Millionen Euro in 700 neue Forschungsprojekte aus allen Disziplinen. Das ist ein Plus von 2,6 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Insgesamt seien derzeit 4000 Forschende in 2400 Projekten mit Mitteln des FWF an Österreichs Universitäten und Forschungsstätten tätig. Diese Bilanz zog die Agentur am Donnerstag über Skype. Für heuer zeichne sich wegen der Corona-Krise ein Höchststand an Forschungsanträgen ab.
2019 ist die Bewilligungsquote von 22 auf 24 Prozent der Anträge leicht gestiegen. "Es ist der Beginn des Anstiegs. Das ist zwar noch nicht, wo wir hinsollen, aber es geht bergauf", sagte FWF-Chef Klement Tockner zur "Wiener Zeitung". Und: "Dieses gute Signal spiegelt die Sicht der Politik wieder, wonach Wissenschaft und Forschung langfristig durch einen Wachstumspfad und eine Exzellenzinitiative unterstützt werden sollen." Noch im Vorjahr hatte die Universitätenkonferenz eine Verdreifachung der FWF-Mittel gefordert. Doch der für Mai 2019 geplante Forschungsgipfel wurde verschoben. Danach zerbrach die türkis-blaue Koalition.
Auch das Regierungsprogramm von Türkis-Grün sieht einen Forschungsgipfel, eine Forschungsstrategie mit Wachstumspfad und eine Exzellenzinitiative vor. Nun aber muss der Finanzminister viele Milliarden Euro aufbringen, um die Wirtschaft wieder in Fahrt zu bekommen. "Wir wären schon weiter, wenn es weder Ibiza noch Corona gegeben hätte. Doch das Grundbekenntnis eines budgetären Anstiegs gibt es nach wie vor, auch vonseiten des Finanzministers", sagte Tockner. Um die Wirtschaft "mittel- und langfristig wieder in Fahrt zu bekommen und den Innovationsstandort zu stärken", käme man nicht um Investitionen in den Grundlagenforschungsbereich herum. "Ich kann mir keine verantwortungsvolle Politik vorstellen, die nicht in diese Basis investiert", betonte er.
"Wissenschaft ist Prävention"
Diese Einschätzung bestätigte Wissenschaftsminister Heinz Faßmann: "Die Krise zeigt, wie wichtig es ist, dass sich die Menschen auf die Grundlagenforschung verlassen können. Forschende tragen mit ihren Erkenntnissen dazu bei, Wege aus der Krise zu finden und künftige Bedrohungen abzuwenden", sagte er. Faßmann betonte: "Österreich wird auch künftig mit voller Kraft in seine Forscherinnen und Forscher investieren."
Innovationen liege eine starke Grundlagenforschung zugrunde. Der Wettbewerb um die besten Köpfe werde daher zunehmen, erklärte Tockner. Eine Verlagerung der Gewichte in Richtung China, das mit immer zahlreicheren Studien zum Experten für Covid-19 zu werden scheint, sieht er nicht. "Europa ist ein zentraler Player. Insbesondere die Unabhängigkeit und Vielfalt der Wissenschaft sowie die hohen ethischen Standards in der Forschung kommen unserem Kontinent zu Gute", erklärte der FWF-Chef. "In einem Wettbewerb zwischen Zeit und Qualität darf es keinen Kompromiss in der Qualität geben."
Tockner warnte gleichsam davor, Forschungsdisziplinen gegeneinander ausspielen, um der Pandemie etwas entgegenzusetzen. "Das wäre der falsche Weg, denn die nächste Krise ist nicht die gleiche, und medizinische Krisen sind nicht bloß ein medizinisches Problem", sagte er. Er halte es für das Gebot der Stunde, die Bereiche Gesundheit, Umwelt und Klimawandel integrativ-systemisch zu verstehen, damit künftige Krisen besser bewältigt werden können. "Forschung ist eine Vorsorge, mit der sich Krisen vermeiden lassen. Zwar schafft eine Präventionsmaßnahme nicht im selben Ausmaß einen Markt wie ein Impfstoff, dennoch müssen wir in die Prävention investieren."
In einem offenen Brief hatten am Mittwoch Nachwuchsforscher an Unis auf ihre durch Ausgangsbeschränkungen und Uni-Sperren einschränkte Lage hingewiesen. Der FWF zählt derzeit noch kein Projekt, das wegen der Pandemie abgebrochen werden musste. Auch ein eigens eingerichteter Härtefonds werde noch kaum in Anspruch genommen. Jedoch zähle man 15 Anträge auf Gelder aus einem Akut-Programm für Projekte, die mit dem Coronavirus zu tun haben. Das erste werde kommende Woche präsentiert.