Die Inflation bereitet auch den heimischen Forschungsinstituten große Sorgen.
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Grundlagenforschung ist die Basis, um Innovation zu schaffen. Ohne spezielle Techniken und Programme wäre etwa die Überwachung der Verbreitung neuer Corona-Varianten gar nicht erst möglich, wie es am Institut für Molekulare Biotechnologie (Imba) in Wien geschieht. Dort laufen nahezu alle DNA-Daten, die während des Höhepunkts der Pandemie und auch heute noch gesammelt werden, aus ganz Österreich zusammen, werden sequenziert, ausgewertet und fließen in eine Übersicht der Weiterentwicklung des Coronavirus. Projekte wie dieses und viele mehr könnten allerdings, wenn nicht gehandelt wird, nur noch eingeschränkt oder gar nicht laufen. Denn die derzeitige Inflation macht auch den Forschungsinstituten und den Unis schwer zu schaffen. Ohne zusätzliche Mittel läuft die Forschungslandschaft in Gefahr, gekürzt werden zu müssen, hieß es am Mittwochabend im Rahmen einer Führung mit prominenter Besetzung durch das Imba.
Steigende Mieten, steigende Energiekosten sowie steigende Personalkosten erfordern eine Budgeterhöhung, betonte etwa Heinz Faßmann, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Ich verstehe vollkommen, dass das krisenbedingte Löschen von Bränden derzeit im Vordergrund steht". Er nannte die Verteuerung, Verarmung und Verunsicherung in der Bevölkerung. Seine Aufgabe und die seiner Kollegen in der österreichischen Forschungslandschaft sei es allerdings, längerfristig zu denken und auf diese Gefahr aufmerksam zu machen.
Ausreichende Dotierung
Die Innovationspolitik der Bundesregierung habe das Land durch die vergangenen Krisen wie die Pandemie gebracht und er ist überzeugt, dass das auch in der aktuellen Krise geschehen werde, so Faßmann. Dafür sei "eine ausreichende Dotierung der exzellenten Forschung notwendig". Wozu sich letztlich auch der Gesetzgeber im Forschungsfinanzierungsgesetz verpflichtet habe. "Wir brauchen eine langfristige und wachstumsorientierte Finanzierung der Forschung."
Von den Universitäten bis hin zum Wissenschaftsfonds FWF haben alle Institutionen jetzt mit den "Auswirkungen der Inflation massivst zu kämpfen", betonte auch der Rektor der Universität Wien, Heinz Engl. An seiner Institution wurden mit neuen Geldern rund 80 neue Professuren zu Berufen in strategisch wichtigen Feldern, etwa der Klimaforschung, geschaffen. "Geht der Weg jetzt wieder nach unten, ist das Vertrauen in die österreichische Wissenschaft und auch das internationale Vertrauen auf Jahre weg." Markus Müller, Rektor der Medizinischen Universität Wien, betonte die wichtige Rolle Österreichs im Bereich der Biowissenschaften. Aus Österreich "kommen Innovationen, die auf der ganzen Welt bekannt sind". Das nächste große Projekt der MedUni ist ein neues Zentrum für Präzisionsmedizin und Translationale Medizin in unmittelbarer Nähe des Allgemeinen Krankenhauses. Wichtige Projekte für den Standort - wie dieses - sieht er allerdings derzeit als "nicht ganz sicher".
Mehr als 3,86 Milliarden
Heinz Engl ist zuversichtlich, dass Wissenschaftsminister Martin Polaschek "alles tut, um die notwendige Finanzierung aufzustellen und die Inflation abzufedern. In den nächsten Wochen gehe es darum, den FTI-Pakt für Forschung, Technologie und Innovation für die Jahre 2024 bis 2026 festzulegen und damit die Budgets für alle Einrichtungen, die im Forschungsfinanzierungsgesetz stehen - vom FWF über die ÖAW bis hin zu internationalen Programmen -, zu fixieren.
Für die Jahre 2021 bis 2023 stehen insgesamt 3,86 Milliarden Euro im FTI-Pakt zur Verfügung. Wie viel für die nächste Periode notwendig ist, wollte Ex-Wissenschaftsminister Faßmann nicht sagen. Man könne es sich aber leicht ausrechnen, wenn man Inflation, Energiepreissteigerung, höhere Mieten etc. berücksichtige. "Es muss klarerweise ein Plus sein, sonst geht sich das nicht aus, sonst müssen wir Bestand reduzieren."
"Unser Plädoyer ist es, an jene Investitionen zu denken, die für die Zukunft dieses Landes eine unglaubliche Relevanz besitzen", betonte Faßmann. Engl erklärte mit Blick auf die Kollektivvertragsverhandlungen im Herbst, dass dies "derzeit in keiner Weise ohne zusätzliche Mittel finanzierbar" sei.