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Forschung muss wieder um Geld buhlen

Von Eva Stanzl

Wissen
Der Weg zu einer der führenden Forschungsnationen beginnt mit Einsparungen, nicht Investitionen. Foto: fotolia

Spätere Pension brächte mehr Geld, als Forschung aufnehmen könnte. | Wien. Das Jahrzehnt, in dem Österreich zu einer der führenden Forschungsnationen der Welt aufsteigen soll, beginnt nicht mit zusätzlichen Investitionen, sondern mit Kürzungen. Laut dem Finanzrahmen 2012 bis 2015 sinkt das Budget für Wissenschaft und Forschung in diesem Zeitraum von 3,81 Milliarden auf 3,729 Milliarden Euro. Insgesamt erhalten die Unis und Institute der Grundlagenforschung somit um 81 Millionen Euro weniger vom Bund als bisher.


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Geht es nach Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), ist die erst kürzlich abgesegnete Forschungsstrategie der Bundesregierung somit bereits im ersten Jahr ihres Bestehens zum Scheitern verurteilt. Laut dem Papier sollten die Forschungsausgaben bis 2020 von derzeit 2,79 auf 3,76 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ansteigen. Dazu wären dem Wifo zufolge jedoch jährlich zusätzliche 85 Millionen Euro nötig.

"Wenn wir bereits im ersten halben Jahrzehnt statt mehr weniger Geld investieren, können wir später nicht mehr aufholen, weil wir nicht vom einen auf den anderen Tag zusätzliche Einrichtungen und qualifiziertes Personal haben werden", betont Hannes Androsch, Vorsitzender des Rats für Forschung und Technologieentwicklung.

Eine Anhebung des Forschungsbudgets trotz der notwendigen Budget-Konsolidierung würden laut dem Industriellen Einsparungen im Sozialsystem ermöglichen. 2010 investierte Österreich 24 Prozent seiner Ausgaben in die Pensionen (siehe oben) . "Wenn die Österreicher aber tatsächlich, wie vom Gesetz vorgesehen, mit 65 statt wie derzeit mit 58 Jahren in Pension gehen würden, könnte ohne das Sozialsystem zu schädigen mehr Geld eingespart werden, als die Forschung aufnehmen kann", sagt Androsch. Würde noch dazu die Zahl der Arbeitslosen in Schulung reduziert, wären kurzfristige drei bis vier Milliarden Euro und innerhalb von zehn Jahren 30 Milliarden verfügbar. "Im Finanzrahmen sind aber keine Strukturmaßnahmen angedacht", kritisiert Androsch.

Wären sie angedacht, könnte wohl auch der Wissenschaftsfonds (FWF) so großzügig sein, wie die Forschungsstrategie vorsieht. Demnach soll Österreichs größte Agentur zur Förderung von Grundlagenforschung eine wachsende Rolle in der Hochschulfinanzierung spielen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unis zu erhöhen. "Dazu müsste unsere Bewilligungsquote aber bei 40 Prozent liegen statt wie derzeit bei 25 Prozent", sagt FWF-Geschäftsführerin Dorothea Sturn. Ihr Budget, das bis 2013 nominell festgeschrieben sei, sinke real. Was auch andere Zukunftsprojekte, wie die Einrichtung von Exzellenzclustern, illusorisch mache.

Bleibt die Hoffnung auf zusätzliche Mittel aus der Nationalstiftung im Zuge der Budgetverhandlungen kommenden Herbst: Wie jedes Jahr muss die Grundlagenforschung um ihre Gelder buhlen.