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Forschung sichert Wohlstand ab

Von David F. J. Campbell

Politik

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Wir sprechen viel von wissensbasierten Gesellschaften. Forschung beziehungsweise F&E (Forschung und experimentelle Entwicklung) gelten dafür als entscheidende Wissensindikatoren, drücken die "Wissensintensität" von Gesellschaft und Wirtschaft aus. Hohe F&E-Ausgaben sind eine Strategie, um nachhaltig den Wohlstand in den OECD-Ländern zu gewährleisten und abzusichern.

F&E lässt sich unterschiedlich messen: etwa F&E-Ausgaben in Prozent des BIP (genannt "Forschungsquote"). Österreichs Forschungsquote entspricht dem EU-Durchschnitt. Jedoch im internationalen Vergleich positioniert sich Österreich noch immer (knapp) unterhalb des OECD-Durchschnitts.

Reale F&E-Aufwendungen im internationalen Vergleich

Werden Ausgaben für F&E alternativ in Millionen Dollar - nach konstanten Preisen und Kaufkraftparitäten von 1995 - und pro hunderttausend Einwohner berechnet, so beziffert sich im Jahr 2000 der entsprechende Kennwert für Österreich auf 44,9. Österreich liegt oberhalb des EU-Durchschnitts (41,3), aber unterhalb des OECD-Durchschnitts (49,2). Verglichen zu den F&E-Spitzenreitern ist der Abstand aber deutlich: USA (88,3), Schweden (83,9), Finnland (80,7), Japan (73,8), Island (72,8) und Schweiz (72,6), um nur die erstgereihten Länder zu nennen. Österreich ist ein wohlhabender europäischer Kleinstaat. Forschungsprofile dieser Länder - Skandinavien, Finnland, Schweiz, Niederlande und Belgien - definieren damit ein wichtiges Cluster für ein "Benchmarking" von Österreichs Forschungspolitik: Wobei hier Österreich bei den Forschungsaufwendungen noch immer übertroffen wird. International betrachtet positionieren sich die USA vor Japan und dem EU-Durchschnitt.

F&E-Rechenspiele für Österreich

Österreichs F&E-Quote wird für 2003 auf 1,96% des BIP geschätzt. Eine Forschungsquote von 2% würde deshalb jährliche F&E-Mehraufwendungen von 89 Mill. Euro verlangen. Wobei Österreichs Politik schon mehrfach eine Quotenzielvorgabe von 2,5% nannte: Dies würde sogar jährliche F&E-Mehraufwendungen von 1,2 Mrd. Euro implizieren. Hält man dem gegenüber, dass in Österreich die öffentliche Hand gegenwärtig 40,4% der F&E finanziert, so würde alleine eine Forschungsquote von 2% zusätzliche öffentliche Mittel von 36 Mill. Euro bedeuten.

Größenordnungen für öffentliche Mehraufwendungen, im Hinblick auf eine Forschungsquote von 2,5%, lassen sich damit nur erahnen: Eine "symmetrische" Übertragung des Rechenbeispiels würde sich dabei für die öffentliche Hand mit einem Plus von 485 Mill. Euro zu Buche schlagen. Selbst wenn ein öffentlicher Finanzierungsanteil von 40 Prozent bei einer hohen Forschungsquote unrealistisch ist, soll daran erinnert werden, dass im EU-Durschnitt die Regierungen immerhin 35 Prozent der F&E finanzieren und selbst in den USA - dem häufig genannten Avantgarde-Beispiel für ein kapitalistisches System - der Staat 29% übernimmt.

Ausblick

Österreich konnte während der letzten zwanzig Jahre seine F&E-Positionierung verbessern und sich an das durchschnittliche F&E-Profil der EU heranarbeiten. Für eine Positionierung im OECD-Spitzenfeld wären aber noch deutliche (auch öffentliche) Mehraufwendungen notwendig. Eine strategische und auf zukünftige Wohlstandssicherung ausgerichtete Forschungspolitik behält somit ihre Relevanz. Andere entwickelte westeuropäische Kleinstaaten legen die F&E-Messlatte für Österreich noch immer hoch.

David F. J. Campbell (http:// www.iff.ac.at/hofo ) ist Research Fellow am Institut für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF), Abteilung Hochschulforschung.