Wenn die Leistungsvereinbarungen für die Unis mit der Drittmittel-Akquise verknüpft werden sollen, dann muss es auch mehr Förderungen geben.
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Die Bundesminister Karlheinz Töchterle und Maria Fekter sollen sich geeinigt haben, für den tertiären Bildungssektor in der Periode 2013-2015 rund 750 Millionen bis 1 Milliarde Euro zusätzlich an Budgetmitteln bereitzustellen. Universitäten und außeruniversitäre Forschungsinstitutionen werden sich freuen, wenn es dazu kommt. 2012 gehen die Budgetmittel nämlich real deutlich zurück, für eine Umsteuerung ist höchste Zeit. Die Details der Budgetaufstockung sind noch nicht bekannt. Die Rektoren haben schon seit langem moniert, dass ab 2013 zusätzliche 300 Millionen Euro pro Jahr nötig sein werden, um den laufenden Betrieb aufrechterhalten zu können. Die angekündigte "Uni-Milliarde" würde dieser Forderung ungefähr entsprechen.
Allerdings: Wer wird das Geld erhalten, und zu welchen Bedingungen? Man hört, dass ein erheblicher Teil der Zusatzmittel nur dann vergeben werden soll, wenn von der Forschungsinstitution auch Drittmittel kompetitiv eingeworben wurden.
In der Grundlagenforschung, die neugiergetrieben und (zunächst) nicht anwendungsorientiert ist, kommen im Wesentlichen drei Drittmittelgeber in Frage: die Grants des European Research Council (ERC), die Mittel des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und jene des Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds (WWTF), der an der fließenden Grenze zur angewandten Forschung operiert. Alle drei zusammen vergaben zuletzt knapp 220 Millionen Euro pro Jahr an Drittmitteln in Österreich, davon mehr als 80 Prozent der FWF als mit Abstand wichtigste Förderinstitution. Wenn nun die Leistungsvereinbarungen zwischen BMWF und Universitäten sowie außeruniversitären Instituten zunehmend Grundbudgetzuweisungen mit der Verpflichtung verknüpfen, Drittmittel einzuwerben, dann müssen die Drittmittelfonds - vor allem der FWF - entsprechend besser dotiert werden. Sonst werden Forscher "in einen Wettbewerb hineingetrieben, in dem es nur wenig zu gewinnen gibt" (Dorothea Sturn, FWF).
Wenn mit Drittmitteln auch Forschungsaufträge der Industrie in der angewandten Forschung gemeint sind, so sind diese sicher noch ausbaufähig, gemessen etwa an den Verhältnissen in der Schweiz. Dort spielen diese Forschungskooperationen eine weitaus größere Rolle als hierzulande (was auch mit der unterschiedlichen Industrie- und Betriebsgrößenstruktur zusammenhängen kann). Aber diese Möglichkeiten stehen nicht allen Fächern in gleichem Maße offen. Technik, Medizin, Ingenieur- und Naturwissenschaften haben sicherlich Startvorteile gegenüber den Geisteswissenschaften, von den Kunstuniversitäten (vier davon allein in Wien) ganz zu schweigen. Die hier benachteiligten Bereiche sollten nicht unter die Räder kommen. Es wäre ein schwerwiegender Irrtum zu glauben, dass die Zukunft des Wirtschaftsstandorts ausschließlich von den Mint-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) abhängt.