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Forschung wird auf Pump gefördert

Von Eva Stanzl

Wirtschaft

FFG: Probleme ab Mitte des Jahres. | Sofortiger Effekt am Arbeitsmarkt. | Wien. Heute, Donnerstag, entscheidet die Forschungsförderungsgesellschaft FFG über die Vergabe ihrer Basis-Fördermittel für Jänner. Mit den Basisprogrammen werden wirtschaftlich verwertbare Forschungsprojekte von Unternehmen gefördert. Etwa 100 der Anträge sollen genehmigt werden, etwas mehr als im Jänner 2008. Der Haken: Die FFG finanziert die Projekte, indem sie interne Mittel umschichtet, also quasi auf Pump.


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"Die Mittel für die Projekte im Jänner haben wir, weil wir uns zu zwei Drittel aus den ordentlichen Budgets der Ressorts und den Rückflüssen aus Förderdarlehen finanzieren", sagt Klaus Schnitzer von der FFG. Die Probleme stünden erst später im Jahr ins Haus. Denn das letzte Drittel des Budgets der Förderagentur, das 2008 bei 420 Mio. Euro lag, kam bisher aus Mitteln, die versiegt sind oder wackeln. Die Stiftung der Nationalbank ist mangels Veranlagungserträgen derzeit leer, und um die Sondermittel des Wirtschaftsministeriums wird bei den Budgetverhandlungen hart gefeilscht.

Hilft also nichts als blindes Vertrauen: "Derzeit machen wir Business as usual. Wir finanzieren aus dem derzeit vorhandenen Geld und vertrauen auf die Zusagen der Politik", erklärt Schnitzer. Doch er fügt hinzu: "Wenn die Versprechen, dass wir die zusätzlichen Mittel bekommen werden, nicht eingelöst werden, müssen wir demnächst Restriktionen einführen."

7000 Jobs hängen dran

Weniger Förderungen könnten die heimische Wirtschaft teuer zu stehen kommen. Einer aktuellen Studie der KMU-Forschung Austria zufolge bringt ein Fördereuro jedem geförderten Unternehmen 26,1 Euro an zusätzlichen Umsätzen und Lizenzerlösen - etwa indem sie neue Arzneimittel, Werkstoffe oder Geräte verkaufen. Befragt wurden 598 Unternehmen, die 2004 gefördert worden waren. Von den 445, die die Anfrage beantworteten, haben 60 Prozent ein Produkt auf den Markt gebracht.

Insgesamt schufen die Basisprogramme im Evaluierungszeitraum auch 7000 Arbeitsplätze in Österreich. Davon wurden 5000 gesichert und 2000 neu geschaffen. "Weniger Fördermittel würden bedeuten, dass schon 2009 an die 1000 bis 2000 Arbeitsplätze nicht entstehen würden", erklärt Schnitzer.

Die gestiegene Zahl der Förder-Anträge im Jänner untermauert die Einschätzung: 238 Unternehmen und damit 14,4 Prozent mehr als im Vorjahr haben um eine Forschungsförderung eingereicht. In der Wirtschaftskrise setzen Betriebe auf Forschung, um ihre Fachkräfte nicht auf die Straße setzen zu müssen, so der Förder-Experte.

Die Hoffnungen, dass das Budget mehr Geld bringen wird, zerstreuen sich aber mit fortschreitenden Verhandlungen. Glaubt man Medienberichten der letzten Tage, so soll die Erhöhung der Forschungsprämie für Konzerne, die in Forschung investieren, zu Lasten öffentlicher Fördermittel wie jene der FFG gehen. Beide Maßnahmen gelten als Direkt-Förderungen und würden gegen einander aufgewogen. Das Wissenschaftsministerium erwartet zudem maximal die Hälfte an Zusatzmitteln für neue Projekte, also 1,15 Mrd. statt ursprünglich 2,3 Mrd. Euro (die "Wiener Zeitung" berichtete). Aus dem Infrastrukturministerium ist zu hören, dass die Verhandler nur noch hoffen, dass wenigstens ein bisschen Zusatzmittel herausschauen - obwohl das Ressort offiziell mehr Mittel für wirtschaftsorientierte Forschung erwartet. Damit dürfte aber die erhöhte Forschungsprämie gemeint sein.