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Forschung wirkt - auch kurzfristig!

Von Roland Sommer

Gastkommentare

Leider wird vielfach Forschung mit Grundlagenforschung gleichgesetzt. Grundlagenforschung ist in der Tat langfristig orientiert, und daher sind Investitionen in die Grundlagenforschung in ihrer Wirkung nie kurzfristig - auch wenn es in der Grundlagenforschung Bereiche gibt, in denen "Langfristigkeit" nur wenige Monate bedeutet (zum Beispiel Informations- und Kommunikationstechnologien).


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Im Forschungsbegriff sind aber auch die anwendungsorientierte wirtschaftsnahe Forschung und die Entwicklung enthalten, teilweise auch Innovation. Und diese sind oft sehr kurzfristig wirksam. Die Entwicklung einer neuen Produktionsmethode oder die kontinuierliche Verbesserung bestehender Produktionstechnologien zur Ressourcenschonung, kosteneffizienteren Produktion etc. fallen da ebenso hinein wie neue oder verbesserte Produkte, die oft in sehr kurzen Zyklen auf den Markt gebracht werden. "Time to market" ist ein wesentliches Erfolgskriterium in einer zusehends globalisierten Welt, daher ist die Geschwindigkeit von Produkt-, Prozess- und Dienstleistungsinnovationen eine Überlebensfrage.

Diesen Innovationen gehen in der Regel Forschung und Entwicklung voraus. Und auch die Forschungszyklen werden immer kürzer. Die gesteigerten Antragsvolumina bei den FFG Basisprogrammen im Jahr 2009 im Vergleich zu 2008 (plus 14 Prozent Anträge, plus 49 Prozent Antragsvolumen) zeigt deutlich die auch kurzfristige Wirksamkeit von Forschung.

Zudem geht es auch um Arbeitsplätze, sowohl bei Unternehmen als auch bei Forschungseinrichtungen. Viele Unternehmen transferieren gegenwärtig Personal aus der Fertigung in Forschung und Entwicklung, einerseits um Beschäftigung zu halten, andererseits um für den Aufschwung, wann auch immer er stattfindet, gerüstet zu sein. Vor allem technische Universitäten sind beispielsweise sehr erfolgreich in der Einwerbung von Drittmitteln, viele davon aus der Industrie.

Ein Zurückfahren der Investitionen für Forschung und Entwicklung hätte gravierende Auswirkung auf die Beschäftigung der Drittmittelpersonen an Forschungseinrichtungen. Und am mobilsten sind naturgemäß die besten Forscher. Wenn diese Österreich verlassen (müssen), hätte dies auch gravierende langfristige negative Auswirkungen.

Die wirkliche Nachfrage kann nur über innovative Produkte und Dienstleistungen angekurbelt werden, dies ist in Zeiten der Krise noch wichtiger als in Zeiten der Hochkonjunktur.

Aus all den oben genannten Gründen hat die Investition in Forschung und Entwicklung maßgebliche kurzfristige Effekte.

DI Roland Sommer ist Experte für Forschungs- und Innovationspolitik in der Industriellenvereinigung.