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In Österreich legen die Firmen-Ausgaben für Forschung deutlich zu. | Studie bezweifelt die Aussagekraft von Quoten. | Wien. Die Ausgaben österreichischer Unternehmen für Forschung und Entwicklung (F&E) sind gegen den weltweiten Trend 2009 um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das zeigt das "Innovation Ranking" der Strategieberater Booz&Company über die 1000 Konzerne mit den höchsten Forschungsausgaben.
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Weltweit sanken demnach die F&E-Investitionen der Unternehmen gegenüber 2008 um 3,5 Prozent auf 363 Milliarden Euro, wobei Europa mit einem Minus von 0,2 Prozent davongekommen sei.
Deutsche Unternehmen haben ihre Budgets für Innovationsprojekte um über drei Prozent reduziert. Allerdings sind ihre Umsätze um insgesamt 8,8 Prozent gesunken - also das Verhältnis des Innovations-Etats zum Umsatz gestiegen. Somit bleiben deutsche Konzerne vor Frankreich und der Schweiz Innovations-Europameister. Unternehmen aus China und Indien steigerten ihre Ausgaben dagegen um 41,8 Prozent. Dabei spielte die Resistenz dieser Länder gegen die Rezession eine ebenso große Rolle wie die niedrige Ausgangsbasis (ein Prozent des globalen Innovationsbudgets). An der Spitze liegen Nordamerika mit 38 Prozent, Europa mit 32 Prozent und Japan mit 23 Prozent.
Verschiedene Strategien
Die vordersten Plätze belegen der Schweizer Pharmakonzern Roche, Microsoft (USA) und der finnische Handyhersteller Nokia. Der japanische Autoproduzent Toyota wurde vom Spitzenplatz auf Rang vier verdrängt. Aus Österreich sind die Voestalpine, Intercell und Andritz unter den Top-Innovatoren.
Die enormen Steigerungsraten in China und Indien verdeutlichen, welche strategische Bedeutung dort der Innovation zuteil wird. Wenn F&E-Investitionen nicht auch hierzulande wieder erhöht würden, stünde auf immer mehr Produkten "Engineered and produced in China", betont Harald Dutzler, Geschäftsführer von Booz&Company Wien.
Das ist leichter gesagt als getan. Denn nach welcher Strategie treffsicher zu Gunsten des Standortes zu investieren ist, verrät die Studie nicht. Fast zwei Drittel der privaten Forschungsausgaben konzentrieren sich auf die Branchen Gesundheit und Pharma, Elektronik und Computer und Automobil. Länder mit großen Firmen-Zentralen in diesen Bereichen punkten also besonders.
Andere Länder - etwa Österreich mit einem hohen Anteil an Klein- und Mittelbetrieben (KMU) - punkten im volkswirtschaftlich relevanten Dienstleistungssektor. Nur fünf Prozent der heimischen Firmen in der Sachgütererzeugung betreiben eigene Forschung, weil rund 74 Prozent von ihnen Kleinbetriebe sind, zeigt eine Studie von Joanneum Research. Angesichts der geringen Zahl an Großbetrieben benötige die Forschung besonders hierzulande staatliche Investitionen.
Das Land der KMU benötigt eine andere Strategie der Standortabsicherung als das Hochtechnologie-orientierte Finnland. Staatliche Forschungsbudgets seien daher individuell zu planen, so die Joanneum-Ökonomen. Unterschiedliche Innovations- und Wirtschaftssysteme untergraben die Sinnhaftigkeit von einheitlichen Forschungsquoten in Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Gemäß den Lissabon-Zielen sollten die EU-Länder für 2010 eine Forschungsquote von drei Prozent erreichen - was vielen nicht gelang. Österreich liegt bei prognostizierten 2,76 Prozent für 2010.