Erhöhung von 340 Millionen für Forschung wirft Fragen auf und scheint für große Sprünge zu wenig.
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Obwohl die Nachricht erfreulich klingt, sind die Reaktionen verhalten. Für die wissenschaftliche Forschung sieht der Bundeshaushalt 2021 bis 2024 zusätzlich 340 Millionen Euro an Förderungen vor.
Von einem "positiven Signal an den Forschungsstandort Österreich angesichts der Krise" spricht die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW). "Investitionen in Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher sind die Antwort auf die Corona-Krise und der stärkste Hebel bei der Bewältigung zukünftiger Herausforderungen", erklärte der Wissenschaftsfonds FWF. Wissenschaftsminister Heinz Faßmann wiederum sprach nach der Präsentation der Zahlen von einer "erfreulichen budgetären Entwicklung, die es ermöglicht, das Forschungsfinanzierungsgesetz mit Leben zu füllen".
Einen ersten Einblick bieten der Bundesvoranschlag Wissenschaft und Forschung für 2021 sowie die dazugehörige F&E-Beilage. So soll der Wissenschaftsfonds FWF, Österreichs größte Agentur zur Förderung der Grundlagenforschung, 267,3 Millionen Euro aus dem Budget bekommen. Das sind rund 53 Millionen mehr als im Jahr 2020. Die Forschungsförderungsgesellschaft FFG wiederum soll mit 418 Millionen Euro um 84 Millionen Euro mehr als heuer erhalten, vor allem aufgrund des Konjunkturpakets "Klimafreundliche Technologien für die Zukunft". Die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) soll auf ein Plus von 20 Millionen und damit 2021 auf ein Budget von 137,19 Millionen Euro kommen. Für das Institute of Science and Technology (IST) Austria ist ein Zuwachs von 25 Millionen auf 81 Millionen Euro und für die Ludwig Boltzmann Gesellschaft ein Plus von einer Million auf 9,73 Millionen Euro vorgesehen.
Allerdings ergeben bereits diese Erhöhungen für das kommende Jahr zusammengenommen 183 Millionen Euro, womit für die zwei Jahre danach bis Ende 2023 nur zusätzlich 157 Millionen übrig bleiben würden.
Aus den genannten, zusätzlichen 340 Millionen soll außerdem die geplante Exzellenzinitiative finanziert werden. Der FWF, der zusammen mit dem Wissenschaftsrat ein Konzept mit im wesentlichen drei Maßnahmen - Exzellenzcluster, Austrian Chairs of Excellence und Emerging Seeds - erarbeitet hat, wäre in der Umsetzung federführend.
Zwei Lesearten für den FWF
Für den FWF erlaubt das Budget somit zwei Lesearten: Wenn er mit seinem Teil der Budgeterhöhung die Exzellenzinitiative umsetzen muss, sinkt sein laufendes Budget. Wenn er die Summe aber fürs laufende Budget einsetzt, fehlen die Mittel für die Exzellenzinitiative.
"Es ist ein positives Signal für das Forschungsland Österreich, dass die Exzellenzinitiative realisiert wird, nachdem seit Jahren darüber geredet wird, und dass sie mit zusätzlich 50 Millionen Euro pro Jahr ausgestattet wird", sagt FWF-Präsident Klement Tockner zur "Wiener Zeitung". "Allerdings ersetzt die Exzellenzinitiative nicht die derzeitige massive Unterfinanzierung des FWF."
Das FWF-Grundbudget müsse "im gleichen Maße" aufgestockt werden, da mit dem Budget zwar die Grundfinanzierung von IST Austria, ÖAW oder der Unis steige, der Anteil der im Wettbewerb vergebenen Förderungen für die Grundlagenforschung aber nicht. "Diese Mittel werben Forschende beim FWF ein", betont Tockner.
Konkret hatte der Wissenschaftsfonds bisher eine Kombination aus Fördergeldern des Bundes, Mitteln aus dem Nationalfonds und anteiligen Sondermitteln, die der ehemalige Wissenschaftsministier Reinhold Mitterlehner freigemacht hatte, vergeben. 2019 kam er in Summe auf rund 230 Millionen Euro, heuer auf zwischen 260 und 270 Millionen für exzellente Grundlagenforschungsprojekte an Unis und anderen Einrichtungen.
267 Millionen im Jahr 2021 wären somit keine Steigerung, sondern eine Aufrechterhaltung des Status quo und abzüglich Mittel für die Exzellenzstrategie eine Senkung. Zieht man auch noch die jährlich etwa 50 Millionen des Nationalfonds ab, der heuer auslaufen soll, sieht es triste aus. Anders als bei den Unis, die immerhin die Hälfte der gewünschten Budgeterhöhung klar erhalten, wären beim FWF das Glas nicht "halb voll", sondern halb leer.
In den kommenden Wochen muss somit intensiv verhandelt werden. Bis Ende des Jahres ist ein Forschungsfinanzierungsgesetz zu beschließen, das ab 2021 eine je dreijährige Planungs- und Finanzierungssicherheit für die Forschungsförderung bietet.