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Forschungsrat hat Vorsitzenden, aber noch kein Programm

Von Eva Stanzl

Wissen

Hannes Androsch übernimmt die Führung des Forschungsrats. | TU-Rektor Skalicky ist sein Stellvertreter. | Wien. Die acht Mitglieder des Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) haben den Industriellen Hannes Androsch am Donnerstag einstimmig zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Ebenfalls einstimmig wurde der Rektor der Technischen Universität (TU) Wien, Peter Skalicky, zu seinem Stellvertreter gekürt. Das neue Beratungsgremium der Bundesregierung zur Forschung wird bis September 2015 amtieren. | Der Forschungsrat gehört gehört


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In den kommenden Wochen will der neue Rat in einem Mission-Statement erarbeiten. Im Rahmen einer Klausur im Jänner sollen die Eckpunkte des Arbeitsprogramms bis 2013 festgelegt werden. Daraus sollen dann Empfehlungen für die Bundesregierungen hervorgehen. Will er sich Geltung verschaffen, muss der neue Forschungsrat seine Empfehlungen bis zu den nächsten Nationalratswahlen im Herbst 2013 durchgesetzt haben. Und sich bei der Politik Gehör verschaffen.

"Es sind nicht annäherndgenug Mittel vorhanden"

Angesichts des geplanten Spar-Budgets bei der Forschung von minus 1,3 Prozent steht dem Rat ein harter Job bevor. "Es sind nicht annähernd genügend Mittel vorhanden, besonders nicht bei den Universitäten. Wenn sie nun weiter zurückgenommen werden, fallen wir hinter die Schweiz und Deutschland zurück", betont Androsch gegenüber der "Wiener Zeitung". Das geplante Einfrieren der Uni-Budgets ab 2013 sei kontraproduktiv. Er plädiert hingegen für progressiv steigende Forschungsgelder. Und für eine Erhöhung der Forschungsprämie von acht auf zwölf Prozent, um den Unternehmenssektor in der Forschung weiter zu stärken.

Auch Skalicky will langfristig finanziell abgesicherte Budgets an den Unis und Instituten der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) "nicht in Frage stellen". Der TU-Rektor will sich zudem um eine verbesserte Übertragung von Grundlagenforschung in konkrete Innovationen einsetzen.

Infrastrukturministerin Doris Bures und Wissenschaftsministerin Beatrix Karl gratulierten dem neuen Vorsitzenden am Donnerstag. Im Vorfeld der konstituierenden Sitzung des Rats war es zu Verstimmungen zwischen dem SPÖ-geführten Infrastruktur- und dem ÖVP-dominierten Wissenschaftsministerium gekommen. Der Forschungsrat besteht aus jeweils vier von den beiden Ministerien bestellten Personen.

Infrastrukturministerin Doris Bures hatte Androsch, der auch als Aufsichtsratschef des Austrian Institute of Technology in Seibersdorf fungiert, sowie Gabriele Ambros, Verlagsleiterin beim Bohmann Verlag, die Unternehmensberaterin Karin Schaupp und die koreanische Biotechnologin Gi Eun Kim nominiert und sich Androsch als neuen Vorsitzenden gewünscht. Wissenschaftsministerin Beatrix Karl entsandte die Mikrobiologin Renee Schroeder, den Genetiker Markus Hengstschläger, TU-Rektor Peter Skalicky und die Rechtswissenschafterin Marianne Hilf von der Universität Sankt Gallen in den Rat. Sie plädierte für einen "renommierten Wissenschafter" als Vorsitzenden. Hintergrund ist der Verteilungskampf zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung um die knappen Mittel.

Als Gegenleistungen für die einstimmigen Bestellungen wurde nun offenbar ausgehandelt, dass die Funktion des stellvertretenden Vorsitzenden "eine signifikante Aufwertung erfährt, sodass in wichtigen operativen Bereichen eine Gleichstellung mit dem Vorsitz eintritt", so der RFT. So ist Skalicky laut Statuten für Universitäten und Grundlagenforschung verantwortlich und darf etwa im selben Volumen Studien vergeben wie Androsch, der für angewandte und unternehmensnahe Forschung zuständig ist.