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Öffentliche Gelder nicht festgeschrieben. | Vage Angaben zur Grundlagenforschung. | Kooperationen durch Schwerpunktsetzung. | Wien. Österreichs Wissenschaft muss wettbewerbsfähiger werden, damit das Land international bestehen und sich künftig zu den besten Forschungsnationen in Europa zählen kann. Das ist das klare Ziel der Bundesregierung, die ihre Strategie für Forschung, Technologie und Innovation (FTI) am Dienstag in Wien präsentiert hat. Dazu brauchen die Akteure jedoch mehr Geld, und genau das ist das Problem: In den Zeilen stehen keine Zahlen. Ein klares Konzept, woher die nötigen zusätzlichen Mittel kommen sollen, fehlt.
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Nationale Forschungsstrategien gelten in führenden Forschungsnationen, wie Schweden, Dänemark oder Finnland, als bewährtes Mittel zum Zweck einer stringenten und erfolgreichen Forschungspolitik. Weil sie in diesen Ländern rigoros umgesetzt werden. Österreich hat nun zwar ebenfalls einen derartigen Plan, jedoch wird die Nagelprobe erst seine Verwirklichung sein.
Investitionsanreize
Schon auf den ersten Seiten des 48-seitigen Papiers wird jedoch vorausgeschickt, dass das in der Regierungserklärung festgeschriebene Ziel einer Forschungsquote von vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis 2020 angesichts der Budgetkonsolidierung nicht zu halten sei. Stattdessen streben die zuständigen Ministerien für Infrastruktur, Wissenschaft, Unterricht, Wirtschaft und Finanzen sowie das Bundeskanzleramt eine Steigerung der Mittel von derzeit 2,76 auf 3,76 Prozent 2020 Prozent an. Dabei sollen künftig mindestens 66 Prozent, idealerweise aber 70 Prozent aller Forschungsinvestitionen von privater Hand getragen sein.
Derzeit übernimmt der Staat 41 Prozent und die Wirtschaft 43 Prozent der Forschungsausgaben. 15 Prozent kommen aus dem Ausland. Die Zahl der forschenden Firmen soll nun von derzeit 2700 um 25 Prozent bis 2020 erhöht werden. Um Klein- und Mittelbetrieben solche Investitionen schmackhaft zu machen, will Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner den Innovationsscheck von 5000 auf 10.000 Euro verdoppeln. Zudem soll das Fördersystem maßgeschneiderte Anreize bieten. "Am Anfang steht immer eine Investition", warnt Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Forschungsförderungsgesellschaft.
Diesen vergleichsweise konkreten Zielen steht bei der Grundlagenforschung die vage Absicht gegenüber, die Aufwendungen "auf das Niveau führender Forschungsnationen zu steigern". Festgeschrieben sind etwa eine stärkere Finanzierungsdynamik und die Reform der Uni-Finanzierung. Bis 2020 sind zehn Exzellenzcluster geplant, in der Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten sollen. Wissenschaftsministerin Beatrix Karl plädiert zudem für Zielorientierung: "Es darf keine Trennung geben zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung", öffentliche Förderungen sollen sich an der Wirksamkeit der Forschung orientieren.
So weit, so gut. Um das alles zu ermöglichen, ist in dem Papier vielerorts von Optimierungen die Rede und davon, dass Doppelgleisigkeiten vermieden und inhaltliche Schwerpunkte gesetzt werden müssen. Ressortübergreifend sollen "Grand Challenges" wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und der demografische Wandel forciert werden, wobei auf sinnvolle Kooperationen zu achten sei. Konkret heißt das, dass vorhandene Gelder besser verteilt werden sollen, und sonst noch nichts.
"Eine Erhöhung der Mittel wäre nötig, denn um mehr zu leisten, brauchen wir auch mehr Arbeitskräfte", sagt Sabine Ladstätter, Grabungsleiterin in Ephesos der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Und Hannes Androsch, Vorsitzender des Rats für Forschung und Technologieentwicklung, bezeichnete die Strategie zwar als "Meilenstein". Jedoch sieht er den Staat als gefordert. Er empfiehlt einen konkreten Plan für die Finanzierung.
An der oft kritisierten Zersplitterung der Forschungsagenden auf mehrere Ministerien soll sich nichts ändern. Jedoch soll das bereits ins Auge gefasste Forschungsfinanzierungsgesetz nun verwirklicht werden. Eine "Task Force Forschung" soll die Umsetzung der Strategie begleiten. Zudem wird eine Arbeitsgruppe zur Koordination geschaffen.
Denn immerhin hat man sich die Sache auch bisher etwas kosten lassen: Eineinhalb Jahre Vorbereitungszeit flossen in das Papier. Ursprünglich sollte die Strategie im August 2010 präsentiert werden. Doch da das Budget damals noch nicht beschlossen war, wurde die Unterfertigung vertagt.