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Die "Giuditta"-Premiere in Mörbisch war Anlass für den ORF, einen weniger bekannten Aspekt aus der Geschichte der Wiener Operette aufzuarbeiten: den großen Anteil, den jüdische Librettisten, aber auch jüdische Komponisten am Erfolg dieses Genres hatten. Die Dokumentation "Lehár wird helfen" von Otto Schwarz befasste sich gestern in der Sonntagsmatinee in ORF 2 mit der Zusammenarbeit Franz Lehárs mit dem Textdichter Fritz Löhner-Beda. Diesem einzigartigen Gespann ist neben "Giuditta" auch der Welterfolg "Das Land des Lächelns" zu verdanken. Als Löhner 1938 verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau deportiert wurde, hoffte er vergeblich auf Hilfe des von Hitler hoch geschätzten Lehár: 1942 wurde er in Auschwitz ermordet. Ein Interview mit Lehár nach 1945, in dem der Komponist die Fassung verliert, zeigte, dass sich Lehár später Selbstvorwürfe wohl nicht erspart hat. Unter den Zeitzeugen, die sich an Löhner-Beda erinnerten, befand sich auch der Schauspieler Leon Askin. Hochbetagt und im Rollstuhl, ließ es sich der Hollywood-Heimkehrer nicht nehmen, auch bei der "Giuditta"-Premiere vergangenen Donnerstag in Mörbisch dabei zu sein.
Emmerich Kálmán, dessen "Gräfin Mariza" nächstes Jahr auf der Seebühne Mörbisch gezeigt wird, wurde als Jude übrigens ebenso vertrieben wie sein Librettist Alfred Grünwald, der Vater des späteren "Time"-Chefs Henry Grunwald, der dann als US-Botschafter für einige Jahre in die "Heimatstadt" Wien zurückkehren sollte. Spätestens im nächsten Sommer ist also wohl mit einer Fortsetzungsgeschichte zu rechnen.