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Fotomarkt: Digital versus analog

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

Für die Entwicklung ihrer Fotos geben die Österreicher jährlich Millionen aus: Der Gesamtmarkt für Fotoausarbeitung im Einzelhandel betrug im Jahr 2001 rund 109 Mill. Euro. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das allerdings einen Rückgang von etwa 6%, so das Ergebnis einer Studie von Markant Market Research. Die Fotoentwickler zeigen sich im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" dennoch optimistisch.


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Die derzeitige Tourismusflaute sei die Ursache für die rückläufige Marktentwicklung in Westeuropa, erklärt Hella Mayer, von der CeWe Color-Gruppe, die unter anderem für Bipa und Saturn Bilder entwickelt. "Die Hälfte aller Bilder werden im Urlaub aufgenommen." Weniger Tourismus bedeutet also auch weniger Fotos. Einen anderen Grund kennt der Fotoentwickler Color Drack - der unter anderem Hartlauer und Niedermeyer zu seinen Kunden zählt: Er führt die Einbußen auf die steigende Anzahl der Digitalkameras zurück.

Einstand beim Neukauf von Digitalen und Analogen

"Die Kaufrate von digitalen und analogen Kameras hat zuletzt nahezu eine Parität erreicht", erläutert Christian Wimmer, Geschäftsführer von Kodak Österreich. Dennoch würden nach wie vor viel mehr herkömmliche als digitale Fotokameras benutzt. Wimmer schätzt, dass von den 3,5 bis 4,5 Millionen Fotoapparaten der Österreicher zur Zeit etwa 250.000 Digitalkameras sind. "Auch wenn die Anzahl der Digitalkameras steigt - die analogen Fotoapparate werden zumindest in nächster Zeit sicher nicht verschwinden", zeigt sich ein Sprecher von Color-Drack überzeugt. Das Verhältnis von digitaler und analoger Technik spiegelt sich auch in den Umsatzzahlen wider: Laut Markant-Studie entfielen im vergangenen Jahr nur 7% des Umsatzes auf die Ausarbeitung von digitalen Fotos. Für die Studie "Fotoausarbeitung in Österreich" wurden Daten von den größten Fotoentwicklern Kodak/Bilderland, CeWe Color und Color Drack sowie von Drogeriemärkte, Lebensmittel-, Elektro- und Fotohändlern erhoben.

Die aktuelle Markant-Studie zeigt, dass die meisten Hobbyfotografen ihre Bilder zum Entwickeln in die Drogeriemärkte bringen. Mit einem Marktanteil von 48% am 109 Mill. Euro schweren Fotoausarbeitungsmarkt stellen sie die bedeutendste Vertriebsform bei der Fotoausarbeitung dar. Bei 17 Millionen Aufträgen werden in Österreich rund 600 Millionen Fotos jährlich hergestellt, rechnet Wimmer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" vor. Kodak Österreich hat nach der Übernahme von Bilderland im Februar 2002 mit 45% Marktanteil die Marktführerschaft übernommen. Der Mitbewerber CeWe Color kommt nach Kodak-Angaben in Österreich auf 30% und Color Drack auf 16% Martkanteil. Der Rest entfalle auf kleine Labore.

Wie kommen die Leute

zu ihren Fotos auf Papier?

Digitalkameras werden immer günstiger, und man kann viele, viele Fotos machen, die nichts kosten - bis zu dem Zeitpunkt, wo der eifrige Fotograf gerne ein Papierfoto hätte. Abgesehen von den "Digi-Freaks", die über die entsprechende Hard- und Software verfügen und damit Fotos selbst bearbeiten und ausdrucken, fehlt es den stolzen Digitalkamerabesitzern oft an der technischen Zusatzausrüstung. Viele "Snap-Shooters" hätten zwar eine Digitalkamera, könnten diese aber nicht entsprechend nutzen, so Kodak-Österreich-Chef Wimmer: "Die Hardwareindustrie war ihrer Zeit voraus. Die Digitalkameras wurden vom Markt und vom Handel aufgenommen, aber wir haben uns offensichtlich zu wenig Gedanken gemacht, wie die Leute zu ihren Fotos kommen".

Daher sind die Fotoentwickler nun bemüht, den Weg vom digitalen Bild zum Print so einfach wie möglich zu gestalten: Bei sogenannten Order-Stations wird das Speichermedium (z.B. Memory-Stick) und eine CD eingelegt. Die auf die CD gebrannten Bilder werden dann - wie bisher die Filmrolle - in ein Fotosackerl gegeben und zum Entwickeln abgegeben.

Einige dieser Stationen gibt es bereits in Österreich, allein Kodak will in den nächsten eineinhalb Jahren 400 bis zu 500 davon bei Einzelhändlern aufstellen. Die entwickelten Fotos können die Kunden dann dort - wie "normale" Fotos - nach drei bis vier Tagen abholen.

Die zweite Variante, die Bilddaten direkt über das Internet zu schicken, würde meist noch an der Technik scheitern, meint der Kodak-Chef. Per Modem und ISDN würde der Vorgang sehr lange dauern und Telekabel oder Breitband-Zugang seien noch nicht so weit verbreitet, so Wimmer. Eine dritte Möglichkeit wäre es, direkt das Speichermedium der Kamera zu schicken. In Anbetracht der Preise z.B. für einen Memory-Stick komme das zur Zeit aber noch nicht in Frage.