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Die Fotoagentur Magnum ist ziemlich legendär, die berühmtesten Fotografen sind Mitglieder, angefangen bei ihren Gründern Henri Cartier de Bresson und Robert Capa. Auch die Österreicher Erich Lessing und Franz Hubmann waren dabei. Seit Freitag ist das bisher öffentlich zugängliche Bildarchiv der Agentur, ein veritabler Schatz des Fotojournalismus, offline. Grund ist eine Reportage von David Alan Harvey aus dem Jahr 1989, sie begleitet minderjährige Prostituierte in Thailand. Die Bilder waren unter anderem mit den Stichworten "teenage girl" und "breasts" gekennzeichnet, was auch bei der Suche für Kinderpornografie verwendet wird. Eins von Harveys Fotos zeigt eine (halb-)nackte (sehr) junge Frau, die sich auf den Fotografierenden zubewegt. Da steht auch der Vorwurf im Raum, der Reporter könne sich selbst strafbar gemacht haben oder unethisch gehandelt haben, weil er das Bild inszeniert habe.
Nun ist es recht naiv, zu glauben, dass nicht jede Fotografie irgendeine Form von Inszenierung hinter sich hat. Nicht minder naiv ist es freilich von einer so großen Bildagentur, nicht zu bedenken, dass nicht jeder diese Bilder aus hehren Absichten betrachtet. Es muss aber auch weiter möglich sein, über Missstände wie Kindersklaverei im Bild zu berichten, es darf da keine Form von Index geben - außer, es handelt sich um strafrechtliche Kriterien. Die Vermittlung dieser Gratwanderung in einer extrem vernetzten und zugleich unreflektierten Zeit wird die große Herausforderung für Magnum werden.